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Newsletter Nr. 1/2021
26.07.2021
Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Freundeskreis,
außergewöhnliche Zeiten liegen hinter uns und sicherlich auch noch vor uns! Wir wollen den Moment nutzen und Ihnen aktuelle Meldungen und Termine rund um den Freundeskreis Asyl Ostfildern präsentieren. Viel Spaß bei der Lektüre, bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Termine

Hocketse für Vielfalt
Der Freundeskreis Asyl wird sich am 21. August als einer von mehreren Kooperationspartnern an einer Hocketse für Vielfalt der Linken im Außenbereich des Zentrum Zinsholz beteiligen. Damit soll - gerade auch im Hinblick auf die
Bundestagswahl im September - ein Zeichen für Vielfalt und gegen Rassismus und rechtslastiges Denken gesetzt werden. Bei der von 15 bis 20 Uhr geplanten Veranstaltung gibt es Musik, eine Theateraufführung und eine Podiumsdiskussion. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
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Café Syria in Ruit
Der Coronapandemie sind alle Begegnungsangebote zum Opfer gefallen, so auch das Café Syria. Angesichts niedriger Inzidenzzahlen wagen wir nun einen neuen Anlauf und laden am Samstag, den 11. September von 17 bis 19 Uhr ins Katholische Gemeindehaus in Ruit (Narzissenweg 17) ein.

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Interkulturelle Woche
Im Rahmen der Interkulturellen Woche vom 26. September bis 3. Oktober ist ein vielseitiges Programm geplant (Mehr unter https://www.ostfildern.de/termine_integration.html) Der Freundeskreis Asyl wird am 27. September um 17 Uhr einen syrischen Kochkurs mit Marwan Owes und Tarek Alneseri im Treffpunkt Nellingen anbieten. Interessierte können sich jetzt schon dafür anmelden bei Ursula Zitzler unter vorsitz@fkasyl-ostfildern.de.
Als Kooperationspartner des hiesigen Boule Clubs und des Treffpunkts Ruit wird der Freundeskreis Asyl am 29. September ab 16.30 bei einem Boulenachmittag für alle im Zentrum Zinsholz mitmachen. Kaffee und Kuchen gibt es für die Teilnehmer umsonst.

Aktuell: Aufruf zum Impfen

Der Freundeskreis Asyl Ostfildern empfiehlt allen, sowohl Ehrenamtlichen als auch Geflüchteten, sich impfen zu lassen und bittet Ehrenamtliche im Kontakt mit Geflüchteten deutlich zu machen, dass die Impfungen der einzige Weg sind, die Coronapandemie in den Griff zu bekommen. Und eine ausdrückliche Bitte an alle: Entscheiden Sie nicht auf der Basis von Fake News, die Sie irgendwo gehört haben oder die in manchen sozialen Medien kursieren. Informieren Sie sich selbst und bilden Sie sich ihre eigene Meinung.

Mehrsprachige Informationen zur Impfung sind zu finden unter:
https://covid.nds-fluerat.org/

Freundeskreis Asyl jetzt auch auf Instagram

Seit einigen Monaten ist der Freundeskreis Asyl nun auch auf Instagram vertreten und erschließt sich dadurch einen weiteren Teil der Öffentlichkeit. Mehr unter https://www.instagram.com/fk_asyl_ostfildern/
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Offenes Treffen des Freundeskreises


Nach einer vielen Monate langen, durch die Pandemie bedingten Pause, konnte am 19. Juli endlich wieder ein offenes Treffen des Freundeskreises Asyl im Waldheim Ruit stattfinden. Es tat allen gut, sich in größerer Runde zu treffen und miteinander zu reden.
Offenes Treffen Juli 2021
Offenes Treffen Juli 2021-3

Berufliche Beratung für Geflüchtete in Ostfildern

Eine Berufsausbildung oder eine qualifizierte Berufstätigkeit erleichtert die Integration und kann auch Bleibechancen verbessern. Um die Beratung Geflüchteter in Ostfildern zu beruflichen Fragen kümmert sich seit kurzem Ralf Holzner, seit Ende Juni 2021 neuer Beisitzer im Vorstand des Freundeskreises Asyl Ostfildern. Einzelberatungen finden in der Regel telefonisch oder per Videokonferenz in mehreren Schritten statt. Die Beratungen sind als Hilfestellungen gedacht, die für die jeweilige Person geeignete Ausbildung oder Arbeit zu finden. Es handelt sich nicht um eine Vermittlung von Ausbildungs- und Arbeitsstellen. Damit gibt es neben den offiziellen Ansprechstellen oder auch Projekten wie dem Ikeros-Jugendbüro in Ostfildern, tempo plus oder dem Ausbildungscampus Stuttgart, mit dem der Freundeskreis Asyl kooperiert, eine weitere Beratungsmöglichkeit.
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Der gebürtige Stuttgarter Ralf Holzner (Jahrgang 1963) bringt für diese Aufgabe viel Erfahrung mit. Nach Ausbildungen als Mechaniker und Maschinenbautechniker hat er die Ausbildereignungsprüfung und bei der IHK die Ausbildung zum Technischen Betriebswirt absolviert. Von 1997 bis 2020 war er neben seiner beruflichen Tätigkeit als Industrial Engineer und Technischer Einkäufer als nebenberuflicher Ausbilder tätig. Seit 1997 ist er Mitglied in verschiedenen Prüfungsausschüssen der IHK Region Stuttgart.
Seit August 2020 ist Ralf Holzner Ausbildungsbegleiter der Initiative VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) beim Senior Experten Service (SES) und seit März 2021 Mitglied beim Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge, einer Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Ralf Holzner, Berufliche Beratung im Freundeskreis Asyl Ostfildern e. V.
E-Mail: fkao.berufliche.beratung@posteo.de

Fünf Jahre Mentoring-Projekt – Wichtigstes Projekt für die Integration

Geflüchtete Menschen aus Syrien, Afghanistan, Gambia, Eritrea, Pakistan, der Türkei, China und weiteren Ländern leben in Ostfildern, haben Deutsch gelernt oder sind dabei, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, gehen in den Kindergarten und zur Schule, sind in Ausbildung oder haben diese bereits abgeschlossen, studieren oder arbeiten.
„Es gibt eine ganze Reihe erfolgreicher Flüchtlingsbiographien in Ostfildern“, sagt Ursula Zitzler, die Vorsitzende des Freundeskreises Asyl, „dazu haben ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter und vor allem Ostfilderns wichtigstes Projekt für die Integration maßgeblich beigetragen“.
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Silvia Schuch mit ihren Mentees. Links Alasana J. (26), der eine Ausbildung als Altenpflegehelfer absolviert und rechts Saiko S. (25), der seine Maurerausbildung bald abschließen wird. (Foto: Ursula Zitzler)
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Anzu (23) aus Gambia und seine Mentorin Uli Sibold kennen sich seit 2015. Er absolviert eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer im Augustinum in Stuttgart-Sillenbuch. "Wir sind fast wie Mutter und Sohn", sagt Sibold, die als Mentorin zahlreiche Geflüchtete aus Afrika
bei der Integration begleitet hat. (Foto: Ursula Zitzler)
Das von der Bürgerstiftung, der Stadt und dem Freundeskreis Asyl Ostfildern getragene Mentoring Projekt läuft seit mittlerweile fünf Jahren erfolgreich. Seit Mai 2016 unterstützen Mentorinnen und Mentoren Geflüchtete – ob beim Deutschlernen, bei der Alltagsbegleitung, in der Schule, bei der Ausbildung, dem Berufseinstieg oder bei der Begleitung ganzer Familien. Um eine gewisse Verbindlichkeit herzustellen, schließen Mentor*innen und Mentees Vereinbarungen ab. Weit über 500 Vereinbarungen sind seither geschlossen worden; über 100 davon sind aktiv.

Weitere Informationen finden Sie unter
Wer sich für die Arbeit als Mentorin oder als Mentor interessiert, wendet sich bitte an die Koordinatorin Daad Lorenz unter mentoring.buergerstiftung@outlook.de oder Telefon 0178 8255337.

Laptops für Geflüchtete

Der Umgang mit Rechnern ist heutzutage unverzichtbar. Dies gilt auch für geflüchtete Menschen, die auf dem Weg der Integration vorankommen wollen. Viele von ihnen benötigen inzwischen für Schule, Ausbildung oder Studium ein Notebook. Daher sammelt der Freundeskreis Asyl gebrauchte Laptops ein und verteilt diese an Geflüchtete.
Aktuell sind noch ein paar Geräte verfügbar, Interessenten wenden sich bitte an das Vorstandsmitglied Frank Gärtner.

Mohammad Alkhader möchte Geflüchtete unterstützen

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Der Freundeskreis Asyl Ostfildern e.V. konnte ein neues Mitglied willkommen heißen: Mohammad Alkhader kam im Frühjahr 2021 von sich aus auf den Freundeskreis zu mit der Idee, andere geflüchtete Menschen beispielsweise als Mentor zu unterstützen.
Ursula Zitzler, die Vorsitzende des Freundeskreises, findet das vorbildlich und
würde sich freuen, wenn auch weitere Menschen seinem Beispiel folgen würden. Der 25-Jährige lebt seit gut fünf Jahren in Deutschland. In seiner Heimatstadt Damaskus hatte er nach dem Abitur zwei Jahre an der Pädagogischen Hochschule studiert mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Nach der Flucht über die Balkanroute kam er über Mannheim direkt nach Denkendorf, wo er in einer Wohngemeinschaft mit einem Deutschen und einem Iraner lebt. Er hat rasch Deutsch gelernt und bald eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik erfolgreich absolviert. Inzwischen arbeitet er bei der Fröschle + Mäntele GmbH in Ostfildern-Nellingen, die sich auf Kühlanlagenbau und Klimatechnik spezialisiert hat. Die Arbeit macht dem jungen Mann mit der optimistischen Ausstrahlung Freude. „Die Aufgaben sind sehr vielseitig; sie reichen von Klimatechnik im großen Maßstab für Firmen für Porsche oder Daimler bis zu Klimaanlagen für Privatleute“, berichtet er. Und die Atmosphäre unter den rund 20 Kollegen sei sehr gut.
Mohammad Alkhader ist sportlich, er geht gerne ins Sportstudio; Fußball und Joggen machen ihm Freude. Wenn er Zeit hat, liest er gerne – auch in deutscher Sprache. Und er ist – was bei seinem Beruf naheliegt – handwerklich geschickt. Er kann Mobiltelefone ebenso reparieren wie Fahrräder. Anderen geflüchteten Menschen hat er schon bei der Wohnungssuche geholfen, Möbel besorgt oder Termine bei Ämtern vereinbart. Und als neue
Aufgabe wird er als Mentor im Rahmen des gemeinsamen Projekts der Stadt, der Bürgerstiftung und des Freundeskreises Asyl Ostfildern eine syrische Familie mit drei Kindern beim Integrationsprozess unterstützen.
Sabine und Ingo Schmithuisen sind seit fünf Jahren als Mentoren aktiv

Von Deutsch und Mathe bis zu Lebensfragen

„Geschichte erkläre ich gerne am Beispiel von Schlägereien auf dem Schulhof“, erzählt die Mentorin Sabine Schmithuisen (50). Seit 2016 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann Ingo (49) im Mentoring-Programm aktiv. Bereits als 13-Jährige hatte sie begonnen, Nachhilfe zu geben, zunächst in Englisch, dann in Mathe und weiteren Fächern. „Mir sind die Leute immer zugelaufen“. Ähnlich läuft es auch beim MentoringProjekt der Bürgerstiftung, der Stadt und des Freundeskreises Asyl Ostfildern.
Seit die Schmithuisens sich auf eine Suchanzeige in der Stadtrundschau gemeldet haben, haben rund 20 Geflüchtete mit ihrer Unterstützung ihren Weg in die Gesellschaft gefunden. Darunter ist ein KFZ-Mechatroniker aus dem Irak, ein Augenoptiker aus Afghanistan, drei Absolventinnen einer Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Ernährung sowie für Gesundheit und Pflege aus Syrien, zum Teil ganze syrische Familien und aktuell drei Schülerinnen im Alter von 14 bis 20 Jahren aus Syrien. Zwei von ihnen besuchen ein Gymnasium, die dritte möchte im kommenden Schuljahr ins Gymnasium wechseln. Einige der Schülerinnen haben im Rahmen des Laptop-Projekts des Freundeskreises Asyl eigene Rechner erhalten.
Zu Beginn war es ein wenig chaotisch, erzählen die beiden Elektrotechnikingenieure. Bis zu
sieben Personen mit Deutschkenntnissen von A1 bis B1 wollten gleichzeitig lernen. Das konnte nicht funktionieren. So trennten sie die Gruppen und machten Stundenpläne, um allen gerecht werden zu können. Inzwischen haben die Schmithuisens einen eigenen Raum in ihrer Wohnung für die Mentees eingerichtet. Die Konzentration sei besser als beim Unterricht zuhause bei den Familien. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 arbeiten sie nur über Skype; sie können Dokumente auf dem Bildschirm teilen und mit einem Grafiktablett Notizen machen. „Dies läuft sehr gut“, berichten sie. Allerdings sei seit Corona der Zeitaufwand für das Home-Schooling größer geworden. Da könne es dann auch mal heftig werden, meint Sabine Schmithuisen. Und mitunter geht es auch um die Bewältigung des Alltags oder um die Begleitung in Lebensfragen.
Ihre Mentees seien „superneugierig, motiviert und mitunter sehr ehrgeizig“, erzählen die Schmithuisens. Da seien auch schon mal Tränen geflossen, als es „nur“ eine Zwei in Mathe war. „Es macht auch viel Freude“, ergänzt Ingo Schmithuisen, „diese Menschen zu kennen, ist eine wunderschöne Erfahrung“.
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Positive Resonanz auf Aktion gegen Rassismus

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Zahlreiche positive Reaktionen gab es am 27. März auf die Flashmob-/Plakataktion des Freundeskreises Asyl gegen Rassismus. Mit jeweils fünf Plakaten standen Mitwirkende des Freundeskreises in den Stadtteilen Ruit und Scharnhauser Park am Straßenrand.
"Würden Sie jemanden diskriminieren? Wenn Nein, dann winken Sie mal!" und "Rassismus geht in Ostfildern gar nicht - oder?" waren einige der Botschaften auf den Plakaten. Zahlreiche Autofahrer*innen signalisierten Zustimmung, winkten und hupten. Allerdings kursierten in sozialen Medien später auch Falschmeldungen, in denen von "hunderten Demonstranten" und "Verkehrsstörungen" die Rede war. Das war natürlich blanker Unsinn, gegen den der Freundeskreis Asyl deutlich Stellung bezog.
Ein Eindruck von der friedlichen Aktion ist zu sehen unter
https://c.web.de/@271594939261913522/9L15-eolTDieIoM-tMJiBQ

Neues Projekt LernRäume

Als Glücksfall darf man es bezeichnen, dass Karlheinz Pfister (53) als Bundesfreiwilliger bei der Stadt Ostfildern angeheuert hat. Am 12. Juli hat er seine Tätigkeit beim Sozialen Dienst der Stadt aufgenommen. Zuvor war er mehr als 20 Jahre im Bereich Finance-/Controlling der Daimler AG aktiv. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen möchte er im Rahmen des Projekts „LernRäume“ die Betreuung der Kinder aus geflüchteten Familien weiter verbessern. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren, insgesamt derzeit 76.
Deutschlernen
Dazu werden in den Unterkünften in der Hagäckerstraße in Kemnat und in der Maybachstraße in Nellingen die Besprechungsräume des Freundeskreises als "LernRäume" eingerichtet und zusätzlich ein "stiller" Arbeitsraum für Hausaufgaben und zum Lernen zur Verfügung gestellt. Die bestehenden - an beiden Standorten sehr aktiven - Netzwerke von Ehrenamtlichen in Sachen Hausaufgabenbetreuung werden eingebunden und die Erfahrungen berücksichtigt. Für die erforderlichen WLAN-Anschlüsse sorgt die Stadt. Doch es geht nicht nur ums Lernen und Arbeiten; die Kinder sollen auch Freude haben. So plant Pfister Ausflüge nach Hohenheim, ins Bauernhofmuseum nach Beuren, in die Wilhelma und auf den Fernsehturm. Wer Interesse hat, die Ausflüge zu begleiten, beim Lernen zu unterstützen oder einfach Fragen zum Projekt hat, meldet sich bei Karlheinz Pfister unter bufdi.sozialerdienst@ostfildern.de sowie 0151 15686349.

Portrait Unterstützender

An dieser Stelle wollen wir - abwechselnd mit Geflüchteten - jeweils eine Unterstützerin oder einen Unterstützer vorstellen, die oder der ehrenamtlich den Freundeskreises Asyl Ostfildern bei seiner Arbeit unterstützt. Gerne nehmen wir hierfür Vorschläge oder ganze Geschichten von Ihnen auf, wenden Sie sich bitte an internekommunikation@fkasyl-ostfildern.de

Im Portrait: Susanne Lechler

Wer sich eine kleine Weile mit Susanne Lechler (62) unterhält, die seit 2015 in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, merkt, dass sie eine Langzeitunterstützerin ist, ihre Hilfsbereitschaft keine Flamme, sondern ein Dauerfeuer. „Du kannst nicht aufhören, wenn Du mal angefangen hast, wenn Du die Leute kennst. Die sich ja auch drauf verlassen und vertrauen. Dieses Vertrauen kannst du nicht enttäuschen, kannst nicht sagen, Du hast jetzt keine Lust oder Zeit mehr.“
Ausführlich kann sie über das komplexe und komplizierte Ausländerrecht referieren – und sich auch echauffieren.
Scharf kritisiert sie etwa die Auflagen, die Eritreern bei der Passbeschaffung gemacht werden.
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(Foto: Ursula Zitzler)
Und sie konstatiert: „Das ist eine Doppelmoral von Deutschland: man kann nicht auf der einen Seite sagen, wir unterstützen keine Diktaturen und menschenverachtenden Regime, und dann sollen die eritreischen Flüchtlinge auf ihre Botschaft in Berlin und den Pass beantragen.“
Lechler ist ein politischer Mensch und scheut sich auch nicht, sich öffentlich mit dem Ministerpräsidenten auseinanderzusetzen. „Mit [Innenminister] Strobel habe ich mich auch schon gestritten. Ich habe ihm gesagt, er kennt seine Gesetze nicht“. Nicht verwunderlich, dass Lechler auch schon bei Attac war; deren Leitspruch: „Eine andere Welt ist möglich“.

Jemand habe das, was sie tue, mal als „Lebensberatung“ bezeichnet. „Also, es ist immer was. Die Probleme haben sich dabei über die Jahre hinweg geändert, das ist klar. Deutschunterricht war ganz wichtig, heute geht es um Ausbildungen, Arbeitsplatz, Nachhilfe, im November hat ein Anlagenbauer-Azubi Prüfung, wir machen im Moment seine Präsentation für seine Abschlussprüfung. Heute war ich mit jemand aus Nigeria WG-Zimmer besichtigen, ein anderer hat eine Krankmeldung vom Arzt gebraucht, nachdem er sie mitgewaschen hatte, ja. Vor ein paar Wochen war ich mit einigen am Bodensee; rauskommen, und sich angenommen fühlen, sag ich mal. Manchmal auch musst Du nur da sein. Viele kommen nur einfach und wollen ihren Frust ablassen. Bei den Eritreern kommt erschwerend der aktuelle Krieg hinzu, jeder hat Angst um seine Eltern und Familie. Das sind alles junge Kerle, die ihre Eltern daheim gelassen haben – und diese auch vermissen. Manche erzählen irgendwann auch von den Erlebnissen, die sie auf dem Weg hatten. So in Richtung Trauma, was du bei vielen ja gar nicht merkst“.

Aber natürlich gelingt auch nicht alles. „Über die Jahre ist immer mal jemand dabei, wo es einfach nicht funktioniert. Da kannst du sagen und machen was du willst: es geht nicht. Man versucht ja immer, einen Weg zu zeigen. Und vor allem, es ihm auch so zu erklären, dass derjenige selber entscheiden kann, will ich das oder will ich nicht. Das ist in meinen Augen ganz wichtig.“.


Aufgezeichnet von Thomas Hüsson-Berenz
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