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Newsletter Nr. 4/2019
16.12.2019
Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Freundeskreis,
bevor auch wir uns in die Feiertage verabschieden, wollen wir Ihnen noch aktuelle Meldungen und Termine rund um den Freundeskreis Asyl Ostfildern präsentieren. Darüber hinaus wünschen wir Ihnen bereits heute schöne und besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch in ein zufriedenes 2020.

Aktuell: Abschiebung nach Kabul in letzter Minute gestoppt

In letzter Minute ist es gelungen, die Abschiebung des afghanischen Bäckers Naser S. zu verhindern. Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer aus Esslingen und Ostfildern, der Arbeitgeber, eine Anwältin, Landtagsabgeordnete der Grünen und der SPD, Gemeinderäte der Linken sowie Kirchenvertreter und der Flüchtlingsrat haben darum gekämpft, dass er bleiben kann. Der SWR hat über den Fall bereits berichtet.
Dass die für den 4. Dezember geplante Abschiebung verhindert werden konnte, ist neben dem Einsatz der Landtagsabgeordneten Andrea Lindlohr (Bündnis 90/Die Grünen), insbesondere Brunhilde Burgmann vom Arbeitskreis Asyl Esslingen zu verdanken, die in enger Abstimmung mit dem Arbeitgeber den Fall einer sehr engagierten Anwältin ihres Vertrauens übergeben hat. Diese hatte zunächst mit einem Eilantrag an das Verwaltungsgericht Stuttgart die Abschiebung zu verhindern versucht und dann – nachdem dieser am Vormittag des 3. Dezember abgelehnt worden war – Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg eingelegt. Dieser wurde am Nachmittag des 3. Dezember stattgegeben. So konnte Naser S. zurück nach Ostfildern gebracht werden. Alle an dem Fall beteiligten Personen, insbesondere auch sein Arbeitgeber Christian Schultheiß und seine Kollegen, sind unglaublich erleichtert. In den nächsten Wochen wird es nun darum gehen, den Aufenthalt des jungen Afghanen in Deutschland zu sichern.
Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung

Termine

Internationale Woche gegen Rassismus in Ostfildern vom 16. bis 29. März 2020
Wer sich beteiligen möchte oder Ideen dafür hat, kann sich an die Integrationsbeauftragte Andrea Koch-Widmann wenden unter a.koch-widmann@ostfildern.de
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Termine der Cafés

Café Syria in Ruit
Alle drei bis sechs Monate laden syrische Familien die Bürger der Stadt Ostfildern zum Café Syria ins Katholische Gemeindehaus im Stadtteil Ruit (Narzissenweg 17) ein. Nächster Termin:
28. März 2020 von 17 bis 19 Uhr
Café International in Ruit
Alle zwei Wochen mittwochs findet das Café International in den Räumen des Christus-bundes in der Hummel-bergstraße 8 in Ruit statt. Bei Kaffee und Kuchen begegnen sich Flüchtlinge und andere Ostfilderner Bürger im Gespräch.
Termin: 14-tägig (jeweils am 2. und 4. Mittwoch im Monat) von 17 bis 19 Uhr
Nächste Termine:
8. und 22, Januar 2020, 12. und 26. Februar sowie 11, und 25. März 2020
Café International Nellingen
Das Café International in Nellingen findet immer am dritten Mittwoch im Monat von 17:30 bis 19:30 Uhr in der evangelisch-methodischen Versöhnungskirche in der Uhlandstr. 85 statt. Bei Kaffee und Kuchen sowie Fingerfood und Apfelsaft von der Apfelsaftaktion der Evangelischen Kirche besteht Gelegenheit zur Begegnung und dem Austausch mit geflüchteten Menschen.
Nächste Termine: 18. Dezember, 15. Januar 2020, 19. Februar und 18. März 2020

Raum im Stadthaus steht zur Verfügung

Voraussichtlich ab Mitte Januar können Ehrenamtliche sowie Mentorinnen und Mentoren einen Raum im Erdgeschoss des Stadthauses nutzen. Der mit vier Rechnern und einem Drucker ausgestattete Raum wird für Sprachunterricht, für das Schreiben von Bewerbungen und für Treffen mit Geflüchteten zu den Öffnungszeiten des Stadthauses zugänglich sein. Wer den Raum nutzen möchte, kann sich schon jetzt bei Ulla Zitzler melden unter vorsitz@fkasyl-ostfildern.de.

Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe - Fünf Jahre Engagement

Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit blicken auf mehr als fünf Jahre Engagement zurück. Aus diesem Anlass gab es am 29. November einen umfangreichen Rück- und Ausblick mit dem Freundeskreis Asyl im Bürgerhaus in Ruit. "Wir sind nun in einer anderen Phase", mit diesen Worten begrüßte Oberbürgermeister Christof Bolay die rund 80 Teilnehmer der Veranstaltung, welche allesamt in der Flüchtlingsarbeit engagiert sind oder waren.
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Ursula Zitzler, Vorsitzende des Freundeskreis Asyl Ostfildern, folgte mit der Analyse "Wir übernehmen seit mehr als fünf Jahren die Verantwortung für andere Menschen und begleiten sie bei ihrer Integration. Es gibt viele Erfolgsgeschichten, aber es gibt auch Menschen, die hier keine Perspektive haben". Auch die aktuelle Verschärfung der Situation für Geflüchtete seitens der Politik auf Bundesebene sprach Ursula Zitzler an: "Da gibt es viele neue Hindernisse für Menschen, die sich integrieren wollen.", wobei gleichzeitig viele Fachkräfte in der Wirtschaft benötigt werden. Ermessensspielräume zugunsten der Geflüchteten sollten auf lokaler Ebene ausgeschöpft werden, appellierte Zitzler an den OB.

Nathalie Stengel-Deroide, die städtische Koordinatorin für das bürgerschaftliche Engagement in der Flüchtlingshilfe, berichtete dass laut einer Befragung durch die Ehrenamtlichen einige Menschen auf der Strecke geblieben seien - diejenigen, die ein Arbeitsverbot haben oder auch einige der Rückkehrer, die aus ihrer alten Heimat melden, dass sie dort keine Perspektive hätten.
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Im Anschluss sammelten die Teilnehmer in kleinen Gruppen im Rahmen eines World-Cafés Eindrücke aus ihrer Arbeit in den zurückliegenden fünf Jahren und leiteten Wünsche daraus ab, was zukünftig besser laufen sollte. Hierbei wurden die Themen "transparente Zuständigkeiten", "fehlender menschenwürdiger Wohnraum" und "fehlende Austauschmöglichkeiten unter den Ehrenamtlichen" immer wieder in den abschließenden Präsentationen genannt.
Oberbürgermeister Christof Bolay nahm so viele Anregungen mit in die Verwaltung und schlussfolgerte: "Das Ehrenamt ist in der Flüchtlingshilfe weiter von zentraler Bedeutung".

Film: Wie der Freundeskreis Asyl Geflüchtete unterstützt

Ohne die Unterstützung Ehrenamtlicher hätten sie es nicht geschafft. Darin sind sich Shogufe Ibrahimi aus Afghanistan, Ebrima Badjie aus Gambia und Mohammed Ziad Mlayes einig.
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Sie sind die Hauptdarsteller des Films “Ankommen – Wie der Freundeskreis Asyl Ostfildern Geflüchtete unterstützt”. Sie haben ihren Weg in Ostfildern gefunden und erzählen, wie es ihnen im Prozess der Integration erging.
Der von Nathalie Stengel und Timo Wirth realisierte, zehnminütige Film wurde erstmals am 29. November 2019 bei einer Veranstaltung der Stadt Ostfildern über die bisherige und künftige Rolle des Ehrenamts in der Flüchtlingshilfe gezeigt. Der vom Bundesprogramm “Demokratie leben!”, dem Malteserhilfsdienst und dem Landesprogramm “Engagiert in BW” finanzierte Streifen ist auf der homepage des Freundeskreises Asyl zu finden unter Filme

Laptops für Geflüchtete

Der Umgang mit Rechnern ist heutzutage unverzichtbar. Dies gilt auch für geflüchtete Menschen, die auf dem Weg der Integration vorankommen wollen. Viele von ihnen benötigen inzwischen für Schule, Ausbildung oder Studium ein Notebook. Daher sammelt der Freundeskreis Asyl gebrauchte Laptops ein und verteilt diese an Geflüchtete.
Aktuell sind ein paar Geräte verfügbar, Interessenten wenden sich bitte an unten stehende Kontaktperson.
Auch weiterhin bittet der Freundeskreis Asyl Ostfildern Privatleute und Firmen, ihre nicht mehr benötigen Geräte zu spenden. Kontaktperson beim Freundeskreis Asyl ist das Vorstandsmitglied Frank Gärtner.

Freundeskreises Asyl an den Nachbarschaftsgesprächen in Ostfildern beteiligt

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Was braucht es, die eigene Stadt als Heimat wahrzunehmen? Über dieses Thema diskutierten Bürgerinnen und Bürger aus Kemnat und der Parksiedlung bei den von der Stabsstelle Integration organisierten Nachbarschaftsgesprächen. Der Freundeskreis Asyl war Partner des vom Landesprogramm "Allianz für Beteiligung" finanzierten Projekts.
Bei insgesamt fünf Veranstaltungen in den beiden Stadtteilen, davon drei Kochmittagen, brachten die Beteiligten kreative Ideen und sehr konkrete Vorschläge zu allen Bereichen des Zusammenlebens ein, vom Verkehr über Lieblingsorte, soziales Miteinander, Angebote für die Jugend oder Sauberkeit. "Heimat ist, wo ich mich wohlfühle", brachte es eine Teilnehmerin auf den Punkt. Oberbürgermeister Christof Bolay versprach bei der Abschlussveranstaltung am 9. November die Vorschläge zu prüfen. Im ersten Halbjahr 2020 sollen allle Beteiligten nochmals eingeladen werden, um zu sehen, wo man steht. - Ulla Zitzler war am 22. Oktober ins Literaturhaus Stuttgart eingeladen, bei einem moderierten Gespräch zur Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenhalts über die Erfahrungen aus den Nachbarschaftsgesprächen zu berichten.
Das Foto zeigt von links Ulla Zitzler, Michael Vollmann (nebenan.de Stiftung, Berlin), Gisela Erler (Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung) und Susanne Berger (Dornstadt). (Foto: Allianz für Beteiligung)

Mentoren gesucht

Für das von der Bürgerstitung, dem Freundeskreis Asyl und der Stadt Ostfildern getragene Mentoring-Programm werden Mentorinnen und Mentoren gesucht. Mentoring bedeutet keine Dauerverpflichtung, sondern lässt sich individuell und an den eigenen zeitlichen Möglichkeiten und Interessen orientiert gestalten. Da geht es mal um die Vorbereitung auf eine Sprachprüfung, um Unterstützung für die Berufsschule für junge Männer oder Frauen, um die Begleitung von Frauen zu Terminen, um das Lernen von Fachbegriffen oder um Unterstützung bei der Jobsuche. Sarah Naaseh, die Koordinatorin des Mentoring-Programms, sorgt dafür, dass die Chemie zwischen Mentor/in und Mentee stimmt und steht beratend zur Verfügung.
Kontakt unter 0178/8255337 sowie
mentoring.buergerstiftung@outlook.de.

Was tun bei häuslicher Gewalt?

In den letzten Monaten haben Fälle von häuslicher Gewalt bei Flüchtlingsfamilien zugenommen. Meist geht die Gewalt vom Mann aus. In einigen Fällen waren auch Ehrenamtliche als vertraute Personen involviert. Ehrenamtliche sollten sich in solchen Fällen zurückhalten, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Generell sollte in solchen Fällen die Polizei einbezogen werden (Homepage der Polizei zum Thema „Häusliche Gewalt“: https://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/haeusliche-gewalt/ . Diese kann den Schutz der Frau und der Kinder gewährleisten und – falls erforderlich – bedrohte Familienmitglieder (auch am Wochenende) im Frauenhaus unterbringen. Der Wunsch auf Schutz muss vom Opfer ausgehen. Gegenüber dem Mann kann die Polizei einen Wohnungsverweis aussprechen und gegebenenfalls den Schlüssel beschlagnahmen. Wenn Kinder oder Jugendliche betroffen sind, sollte in jedem Fall der Soziale Dienst des Landkreises (Jugendamt) informiert werden. Die Polizei informiert das Ordnungsamt, das den Wohnungsverweis für maximal vierzehn Tage bestätigen kann. Der Verein Frauen helfen Frauen (https://www.frauenhelfenfrauenfilder.de/) kümmert sich um Sicherheit von Frau und Kindern, klärt die gesundheitliche Versorgung ab und berät bei weiteren Maßnahmen (Gewaltschutz, finanzielle Situation etc.).
Weitere Informationen finden Sie hier

Einstieg ins Arbeitsleben mit IBUS – Rückblick auf ein erfolgreiches Projekt für Geflüchtete

Anfang 2017 startete die IBUS-Lernwerkstatt als Projekt zur Arbeitsintegration von Geflüchteten. Ehrenamtlich tätige Handwerksmeister vermittelten hier Geflüchteten Grundbegriffe und Grundfertigkeiten in den Fachrichtungen Malen/Gipsen sowie Elektro. Geflüchtete erhielten Einblick in die Anforderungen des Arbeitslebens in Deutschland und nach erfolgreicher Teilnahme ein Zertifikat, das bei Ausbildern und Arbeitgebern Türen öffnete.
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Hierfür hatten Handwerksmeister ehrenamtlich die Geflüchteten in verschiedenen Kursen erfolgreich angeleitet: Im Bereichen Malen und Lackieren erreichten 13 Männer von 73 Teilnehmern die notwendigen Stundeneinheiten und erhielten hierfür zum Abschluss ein von Oberbürgermeister Christof Bolay unterzeichnetes Zertifikat. Im Bereich Elektro erhielten 22 von 54 Teilnehmern ein Zertifikat. Die Fahrradwerkstatt wurde von 50 Teilnehmern besucht, sieben davon erhielten ein Zertifikat.
Träger des Projekts IBUS (Integration-Beschäftigung-Unterstützung-Sprache) ist der Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen im Verbund mit der Stadt und dem Freundeskreis Asyl . Gefördert wurde IBUS drei Jahre von der Deutschen Fernsehlotterie. Die Stadt Ostfildern stellte die Räume in der Hindenburgstraße 47 in Nellingen zur Verfügung. Dort waren im Rahmen des Projekts auch die Sachspendenannahme des Freundeskreises Asyl untergebracht sowie die Fahrradwerkstatt, das Jobcafé, das Sprachcafé und die Nähwerkstatt. Zahlreiche Geflüchtete haben die Angebote genutzt, ihre Deutschkenntnisse verbessert und Praktika, Ausbildungsstellen oder Arbeit gefunden. Neben einer von der Deutschen Fernsehlotterie finanzierten Stelle haben zahlreiche ehrenamtlich tätige Frauen und Männer das Projekt ermöglicht.


Das Projektende war Anlass für ein Abschlussfest mit Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay am 22. November in der Hindenburgstraße 47. "Ein Projekt hat ein Anfang und auch ein Ende" sagte Oberbürgermeister Christof Bolay. Das bedeute allerdings nicht, dass einzelne Elemente wie das Sprach- und das Jobcafé an einem anderen Ort nicht weitergeführt würden.
Eberhard Haußmann, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands Esslingen, bedanke sich für das gute Zusammenwirken der vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Partner. Nicht zuletzt bedankte er sich auch bei den mehr als 270 Geflüchteten, die an den Angeboten teilgenommen haben. "Demut" spüre er, wenn er an Geflüchtete denke. "Wir haben die Chance, in Frieden leben zu können", betonte Haußmann.
"Ein Projekt geht zwar zu Ende, aber das Engagement geht weiter, beispielsweise im Rahmen des Mentoring-Programms, eines der wichtigsten Projekte, das der Freundeskreis zuammen mit der Bürgerstiftung und der Stadt trägt", sagte Ulla Zitzler, Vorsitzende des Freundeskreises Asyl.
Zum Schluss überreichte Tanja Herbrik vom Kreisdiakonieverband den Ehrenamtlichen eine Rose als Dank für Ihr Engagement.
Weitere Informationen in der Pressemitteilung oder der Medienresonanz hier und hier.

Fotoausstellung und Nachbarschaftsfest

Aus einem Fotoprojekt zur Verschönerung der Gemeinschaftsräume ist eine eindrucksvolle Dokumentation über das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner der städtischen Anschlussunterkunft in der Maybachstraße in Ostfildern-Nellingen geworden. Dort leben in drei Häusern über 100 geflüchtete Menschen, darunter viele Familien mit Kindern.
Sie kommen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, dem Iran, Nigeria oder Russland. Die Fotografin Christina Kratzenberg fotografierte die Menschen in den unterschiedlichsten Situationen, beim Deutschkurs, beim Lernen oder Kochen, beim Gespräch mit ihren Mentorinnen und Mentoren, beim Erlernen des Radfahrens. Das entstandene Vertrauen zwischen Fotografin und den geflüchteten Menschen wird in den Bildern deutlich. Insgesamt fünfzehn großformatige Fotos schmücken nun die Gemeinschaftsräume und das Büro der Sozialarbeiterin. Das Projekt wurde von der Deutschen Automobiltreuhand GmbH sowie im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt.
Die Bilder von der Eröffnung der Fotoausstellung und dem anschließenden Nachbarschaftsfest am 12. Oktober sind in der Galerie zu finden, die Medienresonanz finden Sie hier und hier.

Kürzungen für Programm "Menschen stärken Menschen" zurückgenommen

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Mit viel Einsatz ist gelungen, die Kürzungen für das Bundesprogramm "Menschen stärken Menschen" abzuwenden. Das Programm, aus dem in Ostfildern das Mentoring-Projekt und bundesweit zahlreiche Initiativen finanziert werden, hätte von ursprünglich 18 Millionen auf 10 Millionen Euro gekürzt werden sollen.
Viele der beteiligten Projekte betrieben Lobbyarbeit, um die Kürzung abzuwenden, so auch Ostfildern. Politiker aus mehreren Parteien wurden eingeladen und schriftlich gebeten, sich für die Finanzierung zu verwenden. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Markus Grübel folgte der Einladung und ließ sich am 25. Oktober über das für die Integration Geflüchteter aus Ostfilderner Sicht unverzichtbares Projekt informieren. Mentorinnen, Mentoren und ihre Mentees berichteten, wie das mit der Unterstützung konkret läuft. Jörg Berrer (Stadt), Peter Stapelberg (Bürgerstiftung), Sarah Naaseh (Koordinatorin des Mentoringprojekts) und Ulla Zitzler informierten den Gast über den Stellenwert des Projekts, die Einbindung in das Integrationskonzept und die Schaffung und Finanzierung der Koordinationsstelle mit Beteiligung der Stadt. Anfang Dezember kam die gute Nachricht, dass die Finanzierung für 2020 mit 18 Millionen gesichert ist. Das Foto zeigt von links Sarah Naaseh, Peter Stapelberg, Jörg Berrer, Markus Grübel und Gabriele Mauz.

Freundeskreis wieder bei Kirben vertreten

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Auch in diesem Herbst war der Freundeskreis Asyl wieder bei den Kirben in Kemnat und Nellingen vor Ort, um über seine Arbeit zu informieren und neue Mitwirkende, vor allem Mentoren, zu gewinnen. Unser Foto zeigt Thomas Hüsson-Berenz, Sarah Naaseh und Tarek Naaseh.

Portrait Geflüchteter

An dieser Stelle wollen wir jeweils einen Geflüchteten oder eine Geflüchtete vorstellen, der oder die von Ehrenamtlichen des Freundeskreises Asyl Ostfildern begleitet wird. Gerne nehmen wir hierfür Vorschläge oder ganze Geschichten von Ihnen auf, wenden Sie sich bitte an internekommunikation@fkasyl-ostfildern.de
Es stellt sich vor: Saiko Susso
Ich komme aus Gambia, es ist ein ganz kleines Land mit 2 Millionen Menschen. Nach Deutschland kam ich am 27.10.2015. In Karlsruhe habe ich Asyl beantragt. In Scharnhausen wohnte ich zuerst, und hatte dort meinen ersten Deutschkurs mit Silvia Schuch. Sie merkte, ich konnte nicht gut lesen und schreiben, und sie hat ein Buch gekauft. Darin erzählte eine junge Frau über sich selber: ich heiße Samia, ich bin 21 Jahre alt, ich komme aus Syrien, ich bin seit vier Jahren in Deutschland… So haben wir das Lesen angefangen. Das Alphabet habe ich erst hier gelernt. Silvia guckte, was möglich war, das war dann der A1 und A2-Kurs bei der Volkshochschule. Nach dem Kurs hat Silvia noch mit mir Lesen und Schreiben weiter gelernt. Im Unterricht war ich sehr fleißig, ich war immer da, im Unterrichtsraum machte ich alles sauber, und nach dem Unterricht genauso.
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Heute mache ich eine Ausbildung als Maurer, bin im zweiten Lehrjahr.
Meine Bewerbung schickte Silvia an verschiedene Firmen, Antwort bekam ich auch von Bau Aichele in Nellingen. Herr Aichele sagte: Jetzt machst Du erst einmal ein Praktikum, danach sprechen wir. Ich war in den zwei Wochen sehr fleißig, verstand mich gut mit den Kollegen. Herr Aichele war sehr zufrieden mit mir. Ich sagte, ja, ich bin auch zufrieden mit Ihnen. Mit Mathematik habe ich erst in der Berufsschule angefangen. Der Anfang war wirklich sehr schwer. Silvias Mann Wolfgang hat mir nach der Schule alles gezeigt, Millimeter, Dezimeter… Einmal in der Woche sehen wir uns, auch häufiger, wenn ich eine Klassenarbeit habe. Die Abschlussprüfung nach dem ersten Berufsschuljahr habe ich bestanden.

In Gambia war ich nur in einer Koranschule, für eine andere Schule war kein Geld da, wo ich hätte Mathematik und Englisch lernen können. In der Koranschule wurde nur im Koran gelesen und über die Bedeutung gesprochen: was ist Gott, worauf muss man achten, wenn man betet, wie betet man richtig, wie gibt man den Leuten Respekt. Mein Vater ist Farmer, was wir zuhause essen, baut er an. Ich arbeitete mit ihm auf dem Feld. Er hat mir viel gezeigt, ich habe viel mit ihm gemacht. Von Juli bis September ist Regenzeit, dann ist mehr freie Zeit und man versucht, etwas zu lernen. Ich ging dann in die Stadt Bansang und lernte Schweißen. Später konnte ich das nutzen, als ich in Libyen lebte und für einen Mann arbeitete, so konnte ich essen und trinken.

Ich spiele auch Fußball bei der Mannschaft TB Ruit. Wir spielen in der Kreisliga B, ich habe eine Offensiv-Position. Wegen dem Blockunterricht in Geislingen mit Übernachtung kann ich manchmal nicht trainieren und auch nicht in der Liga spielen. Wie ich in sechs Jahren leben will? Wenn ich meine Gesellenprüfung bestanden habe, habe ich Arbeit gefunden; dann suche ich eine eigene Wohnung, wo ich die Miete und alles selber bezahlen kann. Das ist mein erster Wunsch in Deutschland. Danach kann man überlegen und Neues entscheiden. Fußballspielen werde ich dann auch noch! Das habe ich in Gambia schon angefangen.

Aufgezeichnet von Thomas Hüsson-Berenz
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