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Newsletter Nr. 2/2022
16.12.2022
Liebe Leserinnen und Leser,
ein schwieriges Jahr geht zu Ende, das - auch in der Arbeit für Geflüchtete - in vielen Bereichen geprägt war durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Auch nach Ostfildern sind viele Menschen aus der Ukraine gekommen, darunter zahlreiche Kinder. Doch nicht nur aus der Ukraine, auch aus anderen Ländern fliehen Menschen.
Die Zahl der weltweit Fliehenden liegt laut dem „Global Trend Report“ des Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) inzwischen weit über 100 Millionen – und die Zahlen steigen weiter. Den Menschen, die nach Ostfildern kommen, versuchen wir beim Ankommen und der Integration zu helfen. Viele von ihnen haben inzwischen große Fortschritte bei der Integration gemacht (Schule und Ausbildung abgeschlossen, Festanstellungen, sicherer Aufenthaltsstatus); wenige haben es bis zur Einbürgerung geschafft.

Aber es gibt immer noch viele Menschen, die weiterhin unsere Unterstützung benötigen, darunter insbesondere auch Kinder. In Ostfildern leben bei einer Gesamteinwohnerzahl von 40.199 rund 1.200 Geflüchtete, darunter etwa 410 Menschen aus der Ukraine.
Die Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine war überwältigend; wir als Freundeskreis Asyl achten darauf, Geflüchtete aus anderen Ländern nicht zu vernachlässigen. Eine zentrale Rolle bei der Integration spielt weiterhin das Mentoring-Projekt, dessen Finanzierung auch 2023 - mit Beteiligung des FK Asyl und der Stadt Ostfildern - gesichert ist.
Ein neues Angebot ist der Deutschstammtisch, der seit August 2022 zweimal monatlich im Treffpunkt Ruit stattfindet. Willkommen sind alle, die ihre deutsche Sprache verbessern möchten.

Wir freuen uns über die Anerkennung unserer Arbeit durch den Ehrenamtspreis “Starke Helferinnen und Helfer” 2022 der Stiftung Kreissparkasse und der Eßlinger Zeitung. Und wir durften uns über großzügige Spenden für unsere Arbeit freuen, in den letzten Monaten haben unter anderem drei Chöre Spenden für uns gesammelt.
Mehr dazu und zu weiteren Themen finden Sie im aktuellen Newsletter.

Nun wünschen wir allen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest und ein gesundes und hoffentlich friedlicheres Jahr 2023!

Weihnacht

Bundestagsabgeordneter zu Gast beim FK Asyl

Bei einem Gespräch bei der Vorsitzenden Ursula Zitzler am 8. Dezember informierte sich der Bundestagsabgeordnete der Grünen Dr. Sebastian Schäfer über die Arbeit des Freundeskreises Asyl. Zitzler nutzte die Gelegenheit, auf Erfahrungen aus der Praxis hinzuweisen.
20221208 Dr Schäfer
So fordert sie Deutschunterricht für Geflüchtete bereits während des Asylverfahrens, Deutschkurse für Frauen mit Kinderbetreuung, generell die Förderung von Frauen und die umfassende Förderung von Flüchtlingskindern. Besser werden - betonte sie - müsse auch der Umgang mit Geflüchteten unter anderem aus Eritrea; man dürfe ihnen nicht zumuten, zur Klärung ihrer Identität Vertretungen ihres Heimatlandes aufsuchen zu müssen, da die Menschen dort eine sogenannte Reueerklärung unterschreiben müssten. Ein anderer wichtiger Punkt sei die einfachere Anerkennung von Ausbildungen und Arbeitszeugnissen. Das Foto zeigt von links Vorstandsmitglied Ralf Holzner, Webmaster Siegfried Wörner, Ursula Zitzler und den Gast aus Berlin.

Neu: Chancenaufenthaltsrecht

Geflüchtete und Migranten, die seit fünf Jahren in Deutschland geduldet sind, erhalten das Recht auf einen 18-monatigen "Chancen-Aufenthalt". Ein entsprechendes Gesetz hat der Bundestag am 2. Dezember 2022 beschlossen. Das Gesetz ist eine Art Altfallregelung für Geflüchtete, die keinen Schutz zugesprochen bekommen haben, aber aus verschiedenen Gründen nicht abgeschoben werden konnten. Darunter sind viele Geflüchtete, die 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen sind, aber auch Menschen, die schon länger als Geduldete hier leben.
Wer zum Stichtag 31. Oktober 2022 bereits fünf Jahre in Deutschland lebt, erhält mit dem neuen Gesetz die Möglichkeit für einen rechtmäßigen Aufenthalt. Voraussetzung für die Gewährung des Chancenaufenthaltsrechts sind Deutschkenntnisse und die Sicherung des Lebensunterhalts. Ausgeschlossen von dieser Regelung sind Straftäter und Menschen, die ihre Identität verschleiern. Bundesweit können rund 138.000 Menschen von dem neuen Gesetz profitieren. In Ostfildern rechnet man mit etwa 250 Anträgen.
Um den Flüchtlingen und den Ehrenamtlichen den Zugang zum neuen Aufenthaltsrecht zu erleichtern, hat Frau Löffler, die Leiterin der Ausländeramts in Ostfildern, eine Checkliste zur Vorlage der erforderlichen Unterlagen entworfen. Diese und weitere Informationen finden Sie unter https://fkasyl-ostfildern.de/chancenaufenthaltsrecht/

Waldheimhalle neues Ankunftszentrum für Geflüchtete aus der Ukraine

Waldheimhalle
Anfang Dezember sind in der Waldheim-halle Geflüchtete aus der Ukraine eingezogen. Das neue Ankunftszentrum für 40 bis 45 Menschen dient wie von März bis Juli die Körschtalhalle als Ankunftszentrum. Von dort aus sollen sie dann in andere Unterkünfte der Stadt oder auch in Privatwohnungen umziehen.
Auch für die Waldheimhalle hat sich eine Helfergruppe gebildet, die aber durchaus noch Verstärkung brauchen kann. Wer Interesse hat, dort mitzumachen (von Kinderbetreuung bis Deutschunterricht oder sonstigen Aktivitäten) meldet sich bitte mit Angabe der Mobilnummer bei Anna Smirnov, die de WhatsApp-Gruppe betreut, unter annasmirnov@gmx.de.

Aufruf zur Wohnungssuche

Wie schwer es ist, gerade auch in Ostfildern bezahlbaren Wohnraum angemessener Qualität zu finden, haben viele Menschen, vor allem auch Geflüchtete, schon erfahren müssen. Daher sei an dieser Stelle nochmals dazu aufgerufen, Wohnungen keinesfalls leer stehen zu lassen, sondern diese zu vermieten. Gerne tritt auch die Stadt Ostfildern als Vermieter von Wohnraum ein. Informationen und Angebote unter 0711/3404-467.

Vorstand des FK Asyl bestätigt

Der neue Vorstand ist der alte. Die Mitgliederversammlung des Freundeskreises Asyl Ostfildern e.V. hat am 30. November den Vorstand einstimmig bestätigt. Das Foto zeigt von links das bewährte Team mit Thomas Hüsson-Berenz (Schriftführer und Stellvertreter),
Vorstand bestätigt
Ursula Zitzler (Vorsitzende und Pressesprecherin), Schatzmeisterin Gabriele Zeitler, hinter ihr Frank Gärtner (interne Kommunikation) sowie die Beisitzer Daad Lorenz (Koordinatorin des gemeinsamen Mentoring-Projekts des FK Asyl mit der Bürgerstiftung und der Stadt) und Elmar Berg. Auf dem Foto fehlt Ralf Holzner (Beisitzer für Berufliche Beratung). Der Freundeskreis Asyl ist in Ostfildern sehr gut vernetzt und unterstützt Geflüchtete erfolgreich bei der Integration. „Besonders erfreulich ist es, dass gut integrierte Geflüchtete Verantwortung für andere übernehmen“, hob Ursula Zitzler bei der Mitgliederversammlung hervor.

Ehrenamtspreis für FK Asyl

Ehrenamtspreis für Freundeskreis Asyl
Der Freundeskreis Asyl Ostfildern e.V. ist unter den Preisträgern des Ehrenamtspreises 2022 „Starke Helferinnen und Helfer“ der Stiftung Kreissparkasse und der Eßlinger Zeitung. Damit wurde „der vorbildliche Einsatz“ der zahlreichen Engagierten für die Integration geflüchteter Menschen gewürdigt. Der mit 500 Euro dotierte Preis wurde am 15. November bei einer Veranstaltung in Esslingen überreicht.

Insgesamt wurden zehn Initiativen aus dem Landkreis Esslingen mit Preisgeldern zwischen 500 und 1.000 Euro ausgezeichnet. Das Foto zeigt von links Burkhard Wittmacher, den Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen bei der Übergabe des Preises an Ursula Zitzler, die Vorsitzende des Freundeskreises Asyl Ostfildern, und Johannes Fischer, den Chefredakteur der Eßlinger Zeitung. Einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung finden Sie hier. Ausführlich vorgestellt worden war die Arbeit des Freundeskreises im Vorfeld der Preisverleihung hier.

Laptops für Geflüchtete

Der Umgang mit Rechnern ist heutzutage unverzichtbar. Dies gilt auch für geflüchtete Menschen, die auf dem Weg der Integration vorankommen wollen. Viele von ihnen benötigen inzwischen für Schule, Ausbildung oder Studium ein Notebook. Daher übernimmt der Freundeskreis Asyl gebrauchte Laptops aus Firmenspenden und verteilt diese an Geflüchtete. Aktuell sind wieder einige Geräte verfügbar, Interessenten wenden sich bitte an das Vorstandsmitglied Frank Gärtner.

Neu: Deutschstammtisch

Die deutsche Sprache anwenden, einfach mal erzählen und dabei deutsche Muttersprachler als Gesprächspartner haben. Dies ist die Idee des neuen Deutschstammtischs, den der Freundes-kreis Asyl seit dem 24. August 2022
Deutschstammtisch
regelmäßig anbietet. Willkommen sind Geflüchtete, die ihre Deutschkenntnisse üben und verbessern möchten, ebenso wie deutsche Muttersprachlerinnen und Muttersprachler. So lassen sich kleine Gruppen bilden, in denen man miteinander reden kann. Termine des neuen Angebots im Treffpunkt Ruit im Jahr 2023 sind der 11. Januar, der 25. Januar, der 8. Februar sowie der 22. Februar. Weitere Termine unter https://fkasyl-ostfildern.de/termine-2/
Ort: Treffpunkt Ruit in Ostfildern, Scharnhauser Straße 25
Zeit: jeweils 17.30 bis 19.00 Uhr

Spenden für den Freundeskreis Asyl

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Bei seinem Adventskonzert am 4. Dezember in der Evangelischen Auferstehungskirche in Ruit hatte der Sängerbund Ruit die Konzertgäste um Spenden für den Freundeskreis Asyl gebeten. 800 Euro kamen zusammen, die Anfang Januar noch offiziell übergeben
werden. Den musikalisch wunderbaren Abend gestalteten Dr. Sebastian Fischer an der Violine, der Erzähler Erich Diefenbach, der gemische Chor des Sängerbundes Ruit und am Klavier und der Orgel Claudia Großekathöfer (Gesamtleitung).

Am 1. Adventssonntag, dem 27. November, hatte der Kirchenchor und Flötenkreis der Evangelischen Kirchengemeinde Ruit unter dem Motto "Machet die Tore weit" zum Adventssingen in die Auferstehungskirche Ruit geladen. Die bei diesem Anlass gesammelten Spenden in Höhe von 500 Euro hat der Kirchenchor dem Freundeskreis Asyl Ostfildern gespendet.

1.100 Euro an Spenden für den Freundeskreis Asyl Ostfildern waren das Ergebnis einer Sammlung bei einem Konzert des Pop-Chors der evangelischen Kirchengemeinde Nellingen am 22. Oktober in der St. Blasius Kirche in
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Nellingen. Thomas Hüsson-Berenz und Daad Lorenz hatten dem Konzertpublikum kurz über die Arbeit des Freundeskreis Asyl berichtet.

Die Jugendgruppe der Versöhnungskiche der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde in Nellingen hat am 8. Oktober ein Mittagessen für die Gemeinde zubereitet. Die Einnahmen in Höhe von 120 Euro haben die Jugendlichen dem Freundeskreis Asyl Ostfildern für die Flüchtlingsarbeit gespendet.

Der Freundeskreis Asyl dankt herzlich für die Spenden!

Café Syria

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Als im wahrsten Sinne interkulturell erwies sich das Café Syria am 24. September 2022, zu dem drei syrische Familien und der Freundeskreis Asyl ins Katholische Gemeindehaus in Ostfildern-Ruit eingeladen hatten. Eine Vielzahl von Gästen nicht nur aus Syrien, sondern unter anderem auch aus dem Iran, aus Frankreich, Gambia, Eritrea, der Türkei und
– besonders herzlich begrüßt – aus der Ukraine hatte sich eingefunden. Bei Falafeln, Hummus und einer Vielzahl syrischer Süßspeisen ließ es sich gut reden. Oberbürgermeister Christof Bolay wertete die Veranstaltung denn auch als gelungenen Auftakt zur interkulturellen Woche in Ostfildern. Auch beim Café Syria am 2. Juli waren viele Gäste gekommen. Künftig soll das Café Syria zweimal jährlich stattfinden.

FK Asyl beim SchaPa-Fest

Endlich mal wieder ein Fest! Das Wetter passte und die Atmosphäre beim Stadtteilfest der SchaPanesen im Scharnhauser Park am 9. Juli war locker. Zahlreiche Gäste, darunter auch Geflüchtete aus Syrien, der Türkei und weiteren Ländern, genossen die Gelegenheit zum Herumschlendern.
StandSchaPaFest2022
Und es gab auch Gelegenheit zu Gesprächen: Daad Lorenz, die Koordinatorin des Mentoring-Projekts, einige Mentorinnen und Mentees und weitere Vorstandsmitglieder des Freundeskreises informierten über das Mentoring-Projekt, über die Arbeit des Freundeskreises Asyl und standen für Fragen zur Verfügung. Eigens aus Berlin angereist war zu diesem Anlass Lena Guntenhöner vom Bundesverband Deutscher Stiftungen, über die die Mittel aus dem Bundesfamilienministerium für dieses Projekt kommen. Sie nutzte die Gelegenheit, Mentorinnen und Mentoren und ihre Mentees zu interviewen. Besonders erfreulich: Einige Besucher des Infostandes wollten sich künftig als neue Mentoren sowie mit Sprachangeboten zu engagieren.
Mehr zum Mentoring-Projekt, das auch für 2023 gesichert ist, unter https://fkasyl-ostfildern.de/mentoring-projekt/

Junger Syrer: Abi mit Traumnote

Hatem Al Nasri
Aus dem Flüchtlingslager im Libanon kam Hatem Al Nasri als Zwölfjähriger nach Deutschland. In der Schule startete er nach ersten Anfangsschwierigkeiten durch. Gerade hat er am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) in Ostfildern das Abitur mit der Traumnote von 1,5 abgelegt. Inzwischen studiert er Physik in Karlsruhe .„Alles war für mich faszinierend“. So beschreibt Hatem Al Nasri, heute 19 Jahre alt, seine ersten Eindrücke von der neuen Umgebung, in der er sich 2015 wiederfand. Sein Vater Tarek hatte im Jahr zuvor den Aufbruch aus dem Bürgerkriegsland Syrien gewagt, und war auf gefährlichem Weg nach Deutschland und Ostfildern gelangt. Er konnte seine Familie – Ehefrau und vier Kinder – nachholen. Noch Erinnerungen an die ersten Tage? Beeindruckend fand der Zwölfjährige vor allem die Stadtbahn.
Lokomotiven hatte er wohl schon in Syrien gesehen, war aber noch nie mit einem Zug gefahren. Schon nach wenigen Tagen saß er, mit Kindern vieler Nationalitäten, in der Vorbereitungs-klasse. „Wirklich sehr interessant“, sagt Hatem, „man lernt andere Kulturen kennen; mein bester Freund damals war aus Thailand. Eine wichtige Hilfe war für Hatem und seine Familie eine Schulkollegin, deren Mutter ebenfalls in der Flüchtlingshilfe aktiv war. „Sie hat mit uns einfach Deutsch gesprochen, aber es gab auch gemeinsame Unternehmungen, mal ins Kino oder auf den Weihnachtsmarkt.“

Im Schuljahr 2015/16 besuchte er abwechselnd die Vorbereitungsklasse und das Otto-Hahn-Gymnasium, dieses zunächst in den Fächern, für die man nicht so viel Deutsch brauchte, also Mathematik oder Englisch. Einen entscheidenden Impuls für den Wechsel zum OHG setzte die Lehrerin Britta Schade. Hatem hatte gezeigt, dass er gut lernen konnte; die Lehrerin der Vorbereitungsklasse befürwortete den Wechsel. Die ersten zwei Jahre waren schwierig, es gab einiges aufzuholen. „In der achten Klasse kam der Durchbruch“. Er konnte mehr und mehr mitreden bei den Schulkameraden und mitmachen. „Wichtig waren auch die Lehrer, ich hatte sehr sehr nette Lehrer“. Sein größter Dank gilt aber seinen Eltern. „Meine Eltern legen großen Wert auf Bildung. Ohne ihre Unterstützung – weniger praktisch als mental, durch ihre Haltung – würde ich es auch nicht schaffen. Sie haben immer daran geglaubt und haben gesagt, du schaffst das, egal was passiert.“

Sein Abizeugnis mit dem stolzen 1,5-Schnitt hat er in der Tasche. Für seine Studienwahl hat er sich eine Liste gemacht. „Was kann ich, wenn ich mich in meinen Träumen zurückziehe, wo kann ich mir eine Zukunft vorstellen und wo nicht“. Schließlich hat er sich für Physik entschieden, Studienort: Karlsruhe. Freimütig sagt er aber auch: „Eigentlich würde ich sogar Philosophie studieren, wenn es nicht darum ginge, im Leben auch Geld zu verdienen“.

Gambier: Erfolgreiche Ausbildung zum Altenpfleger samt Arbeitsvertrag

Stolz zeigt Sarjo Jatta, 26, das Dokument vor, das seine Ausbildung zum Altenpfleger bestätigt, und das mit besten Prüfungsergebnissen. Auch den Arbeitsvertrag hat er in der Tasche. Das war ein langer, aber auch wiederum schneller Weg, den der junge Mann aus Gambia dabei zurücklegte.
Ende 2016 als Asyl-Antragsteller angekommen, wurde er ein Jahr später der Stadt Ostfildern zugewiesen und in der Brunnwiesenstraße in Ruit einquartiert. Vor Ort unterrichtete Silvia Schuch als Ehrenamtliche ihn und andere in Deutsch, und empfahl ihn bald für den Deutsch-
Migrantenkurs bei der Volkshochschule. Schuch war es auch, die ihn zu einer Ausbildung anregte, etwa in der Pflege.

Für ihn war das etwas ganz Neues. Vergleichbares gibt es in Gambia nicht, dort liegt die Verantwortung für die Alten ganz bei der Familie. Nach einem Probetag war auch für die Pflegedienstleiterin des Samariterstifts die Sache klar: „Sie kriegen den Ausbildungsplatz“.
In zwei Jahren, anfänglich noch mit gleichzeitigem Sprachunterricht, schaffte er den Abschluss zum Altenpflegehelfer, den zum Altenpfleger in den folgenden zwei Jahren. Klar, gewisse kulturelle Hürden galt es anfangs zu überwinden, sein Resümee fällt aber sehr klar aus: „Aber ja, es gefällt mir, es ist nicht nur Essen zu reichen und beim Waschen zu helfen. Pflege ist Teamarbeit, wir arbeiten mit verschiedenen Berufsgruppen zusammen wie Ärzte, Therapeuten und Apotheker, dadurch lernt man jeden Tag was Neues. Bei der Pflege selbst geht es um Vertrauen, Akzeptanz und Wertschätzung, darum, Menschen zu sehen wie sie sind, ohne sie ändern zu wollen“.

Jatta weiß auch, dass in Deutschland 39tausend Pflegekräfte fehlen. „Ich kam ans Ziel“. Nun möchte er demnächst Urlaub machen – seinen ersten überhaupt. Verdient hat er ihn.
Redaktion und Fotos (soweit nichts anderes vermerkt): Ursula Zitzler
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