Ostfilderner Mentoring Projekt für und mit Flüchtlingen
Wer Geflüchtete bei der Integration in die Gesellschaft in Ostfildern unterstützen möchte, findet beim Mentoring Projekt kompetente Unterstützung: Gegründet im Mai 2016, haben Marcela Ulloa, Doris Kirschner und Sarah Naaseh das Projekt als Koordinatorinnen aufgebaut und weiterentwickelt. Mitte Dezember 2020 hat Daad Lorenz diese Aufgabe übernommen.
Kern des Projekts ist es, Patenschaften zwischen Geflüchteten und Ostfilderner Bürgern jeden Alters zu initiieren, sie zu begleiten und für Mentoren wie Mentees Weiterbildungen zu organisieren. Getragen wird das Projekt von der Bürgerstiftung Ostfildern, dem Freundeskreis Asyl und der Stadt Ostfildern. Die Finanzierung des Projekts über das Programm „Menschen stärken Menschen“ des Bundesfamilienministeriums ist bis Ende 2023 gesichert.
Ziel der Beziehung zwischen Mentor und Mentee kann der deutsche Spracherwerb sein, der Berufseinstieg, Schulabschluss, die Ausbildung, oder einfach das Kennenlernen von Freizeitangeboten.
Bevor künftige Mentorinnen und Mentoren eine Patenschaftsvereinbarung mit einem oder mehreren Mentees schließen, lernen sie sich kennen und klären in Gesprächen mit der Koordinatorin ihre Erwartungen, ihren Einsatzbereich und ihre Verfügbarkeit. Wenn Mentor/in und Mentee mit dem vorgeschlagenen Partner einverstanden sind, treffen sie sich in der Regel einmal pro Woche für ein bis zwei Stunden.
Der Schwerpunkt des Mentoringprojekts hat sich im Laufe des Integrationsprozesses verändert. War vor drei Jahren häufig Soforthilfe in allen Lebensbereichen nötig, verläuft die Arbeit als Mentor/in heute in überschaubaren Bahnen. So ist Hausaufgabenhilfe in Deutsch und Mathematik für Schüler an Grund- und Sekundarschulen gefragt oder Unterstützung bei der Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss oder auf Prüfungen an der Berufsschule. Neben der individuellen Unterstützung junger Männer und Familien, die Hilfe während der Schwangerschaft, Geburt und Integration der Kinder in Kita und Schule benötigen, sollen künftig Mädchen und Frauen verstärkt unterstützt werden. Inzwischen gibt es sogar ehemalige Mentees, die sich als Mentoren engagieren und ihre Erfahrungen weitergeben.
Seit dem Projektstart 2016 wurden über 500 Vereinbarungen geschlossen, von denen etwa 100 aktiv sind. Neue Mentorinnen und Mentoren, die einzelne Geflüchtete oder auch eine Familie begleiten möchten, werden laufend gesucht. Die Koordinatorin begleitet die Patenschaften und unterstützt die Mentorinnen und Mentoren bei ihren Aufgaben.
Interessierte wenden sich an Daad Lorenz unter mentoring.buergerstiftung@outlook.de oder telefonisch unter 0178 8255 337.
Mehr zu Daad Lorenz unter Pressemitteilungen.
Mentoring unter erschwerten Bedingungen
Das Gebot der physischen Distanz in der Coronakrise wirkt sich besonders schwer auf Patenschaften mit Geflüchteten aus, da Mentor und Mentee in vielen Fällen kaum eine gemeinsame Sprache sprechen und ihre Patenschaft bis dahin eher von gemeinsamen Aktivitäten als Gesprächen gelebt hat. Ein guter Teil der MentorInnen gehört aufgrund ihres Alters einer Risikogruppe an oder ist durch die Kombination von home office und Betreuung der eigenen Kinder ausgelastet. Manche meiden auch den physischen Kontakt zu anderen, um geschwächte Personen in ihrem persönlichen oder beruflichen Umfeld nicht zu gefährden. Wenn es sich bei den Mentees um jüngere Kinder handelt, sind diese zudem nicht in der Lage, per Telefon oder Videotelefonie gewinnbringend mit ihren Mentoren in Kontakt zu bleiben. Und auch nicht alle Mentoren sind technisch so ausgestattet und versiert, dass beispielsweise Videogespräche über eine Internetverbindung für sie eine Option sind. Angesichts all dieser Schwierigkeiten ist es umso schöner zu sehen, dass es Patenschaften gibt, die auch unter erschwerten Bedingungen funktionieren, sich zum Teil sogar intensivieren.
Der beigefügte Bericht mit Texten und Fotos sollen Mentorinnen, Mentoren und Mentees vorstellen, denen es gelungen ist, sich ideenreich und anpassungsfähig auszutauschen, zu lernen und Spaß zu haben. Mit dem Einverständnis der Dargestellten werden die folgenden Einblicke in die Patenschaften veröffentlicht, um den enormen, in manchen Fällen lebensverändernden, Einsatz der MentorInnen zu würdigen, zu feiern und andere Engagierte zu inspirieren.
Als Koordinatorin des Mentoring Programms würde ich mich sehr freuen, wenn sich weitere MentorInnen bei mir melden und auch von kleinen Erfolgen, geglückten Umstellungen und überwundenen Hindernissen, gerne mit Fotos, berichten würden.