Stolz zeigt Sarjo Jatta, 26, das Dokument vor, das seine Ausbildung zum Altenpfleger bestätigt, und das mit besten Prüfungsergebnissen. Auch den Arbeitsvertrag hat er in der Tasche. Das war ein langer, aber auch wiederum schneller Weg, den der junge Mann aus Gambia dabei zurücklegte.
Ende 2016 als Asyl-Antragsteller angekommen, wurde er ein Jahr später der Stadt Ostfildern zugewiesen und in der Brunnwiesenstraße in Ruit einquartiert. Vor Ort unterrichtete Silvia Schuch als Ehrenamtliche ihn und andere in Deutsch, und empfahl ihn bald für den Deutsch-Migrantenkurs bei der Volkshochschule. Schuch war es auch, die ihn zu einer Ausbildung anregte, etwa in der Pflege.
Für ihn war das etwas ganz Neues. Vergleichbares gibt es in Gambia nicht, dort liegt die Verantwortung für die Alten ganz bei der Familie. Nach einem Probetag war auch für die Pflegedienstleiterin des Samariterstifts die Sache klar: „Sie kriegen den Ausbildungsplatz“.
In zwei Jahren, anfänglich noch mit gleichzeitigem Sprachunterricht, schaffte er den Abschluss zum Altenpflegehelfer, den zum Altenpfleger in den folgenden zwei Jahren. Klar, gewisse kulturelle Hürden galt es anfangs zu überwinden, sein Resümee fällt aber sehr klar aus: „Aber ja, es gefällt mir, es ist nicht
nur Essen zu reichen und beim Waschen zu helfen. Pflege ist Teamarbeit, wir arbeiten mit verschiedenen Berufsgruppen zusammen wie Ärzte, Therapeuten und Apotheker, dadurch lernt man jeden Tag was Neues. Bei der Pflege selbst geht es um Vertrauen, Akzeptanz und Wertschätzung, darum, Menschen zu
sehen wie sie sind, ohne sie ändern zu wollen“.
Jatta weiß auch, dass in Deutschland 39tausend Pflegekräfte fehlen. „Ich kam ans Ziel“. Nun möchte er demnächst Urlaub machen – seinen ersten überhaupt. Verdient hat er ihn.