Hier stellen sich in lockerer Folge Mitglieder des Freundeskreises vor, erzählen über Ihre Motivation und über Ihre beruflichen und privaten Hintergründe.

Susanne Lechler

Wer sich eine kleine Weile mit Susanne Lechler (62) unterhält, die seit 2015 in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, merkt, dass sie eine Langzeitunterstützerin ist, ihre Hilfsbereitschaft keine Flamme, sondern ein Dauerfeuer. „Du kannst nicht aufhören, wenn Du mal angefangen hast, wenn Du die Leute kennst. Die sich ja auch drauf verlassen und vertrauen. Dieses Vertrauen kannst du nicht enttäuschen, kannst nicht sagen, Du hast jetzt keine Lust oder Zeit mehr.“

Ausführlich kann sie über das komplexe und komplizierte Ausländerrecht referieren – und sich auch echauffieren. Scharf kritisiert sie etwa die Auflagen, die Eritreern bei der Passbeschaffung gemacht werden. Und sie konstatiert: „Das ist eine Doppelmoral von Deutschland: man kann nicht auf der einen Seite sagen, wir unterstützen keine Diktaturen und menschenverachtenden Regime, und dann sollen die eritreischen Flüchtling auf ihre Botschaft in Berlin und den Pass beantragen.“
Lechler ist ein politischer Mensch und scheut sich auch nicht, sich öffentlich mit dem Ministerpräsidenten auseinanderzusetzen. „Mit [Innenminister] Strobel habe ich mich auch schon gestritten. Ich habe ihm gesagt, er kennt seine Gesetze nicht“. Nicht verwunderlich, dass Lechler auch schon bei Attac war; deren Leitspruch: „Eine andere Welt ist möglich“.

Jemand habe das, was sie tue, mal als „Lebensberatung“ bezeichnet. „Also, es ist immer was. Die Probleme haben sich dabei über die Jahre hinweg geändert, das ist klar. Deutschunterricht war ganz wichtig, heute geht es um Ausbildungen, Arbeitsplatz, Nachhilfe, im November hat ein Anlagenbauer-Azubi Prüfung, wir machen im Moment seine Präsentation für seine Abschlussprüfung. Heute war ich mit jemand aus Nigeria WG-Zimmer besichtigen, ein anderer hat eine Krankmeldung vom Arzt gebraucht, nachdem er sie mitgewaschen hatte, ja. Vor paar Wochen war ich mit einigen am Bodensee; rauskommen, und sich angenommen fühlen, sag ich mal. Manchmal auch musst Du nur da sein. Viele kommen nur einfach und wollen ihren Frust ablassen. Bei den Eritreern kommt erschwerend der aktuelle Krieg hinzu, jeder hat Angst um seine Eltern und Familie. Das sind alles junge Kerle, die ihre Eltern daheim gelassen haben – und die auch vermissen. Manche erzählen irgendwann auch von den Erlebnissen, die sie auf dem Weg hatten. So in Richtung Trauma, was du bei vielen ja gar nicht merkst“.

Aber natürlich gelingt auch nicht alles. „Über die Jahre ist immer mal jemand dabei, wo es einfach nicht funktioniert. Da kannst du sagen und machen was du willst: es geht nicht. Man versucht ja immer, einen Weg zu zeigen. Und vor allem, es ihm auch so zu erklären, dass derjenige selber entscheiden kann, will ich das oder will ich nicht. Das ist in meinen Augen ganz wichtig.“

Katharina Piepho

Kinder begleitet Katharina Piepho schon seit neun Jahren. Über ihre eigenen Kinder war sie zur Sprachhilfe gekommen. Ihr aus Thailand stammender Sohn lernte erst mit vier Jahren Deutsch. Durch ihn lernte sie viele Familien kennen, deren Kinder Unterstützung mit der deutschen Sprache brauchten und begann, sich als ehrenamtliche Sprachhelferin an der Grundschule zu engagieren. Seither ist sie dabei geblieben und unterstützt seit 2016 im Rahmen des Mentoring-Projekts der Bürgerstiftung, der Stadt und des Freundeskreises Asyl Ostfildern Grundschulkinder aus Eritrea, Syrien und Pakistan. Zur Zeit sind es vier Kinder der Kemnater Pfingstweideschule, denen sie beim Deutschlernen und den Hausaufgaben hilft. „Zwei weitere kommen auch einfach mal zum Spielen oder zum Reden“, berichtet sie; „man muss eine Beziehung aufbauen, um auch mal streng sein zu können“. Wie gut das funktionieren kann, schildert sie am Beispiel eines elfjährigen Mädchens, das Probleme mit dem Tag-Nacht-Rhythmus hatte: Nach ein paar Ermahnungen von ihr rief es täglich pünktlich um acht Uhr morgens an, um die anstehenden Aufgaben durchzusprechen. Inzwischen hat sich auch ihr Rhythmus wieder eingespielt.
Wie sehr gerade Grundschulkinder unter der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen leiden, hat sie hautnah mitbekommen: „Im ersten Lockdown haben manche Kinder gar nichts gemacht und fielen ganz schnell ab.“ Sie hat dann geholfen, Versäumtes nachzuholen und wieder Anschluss zu finden. „Als im Dezember 2020 die Schulen wieder geschlossen wurden, hatten die Kinder echt Sorge“, erzählt sie. Wichtig sind sichere Räume wie in der Kirche oder dem Raum des Freundeskreises Asyl in der Hagäckerstraße, in denen sie mit den Kindern unter Einhaltung der Coronaregeln arbeiten kann. Nur online in Kontakt zu sein funktioniert in diesem Alter oft nicht, ist ihre Erfahrung. „Und Vernetzung ist wichtig“, betont sie: Mit der Schulsozialarbeiterin oder der Kollegin des Sozialen Dienstes der Stadt. Dies gilt auch für das Mentoring-Projekt: „Es ist toll, dass man eingebunden ist, sich austauschen kann und es Fortbildungen gibt“, betont Katharina Piepho.

Sonja Neubrand

Begonnen hat Sonja Neubrands Engagement für Geflüchtete mit der DAT Wifibox im Scharnhauser Park. Ende 2015 hatte die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) dem Freundeskreis Asyl Ostfildern drei Container mit Computerausstattung und Internetanschluss zur Verfügung gestellt. Bis zum Ende des Projekts im September 2017 hat Sonja Neubrand gemeinsam mit weiteren Engagierten Geflüchtete beim Deutschlernen sowie bei Fragen des Asylverfahrens, bei Alltagsthemen sowie Bewerbungen und Hausaufgaben unterstützt. So wurde sie vor allem für junge Männer aus Afghanistan zu einer wichtigen Vertrauensperson. Zu zehn der jungen Leute, aus denen inzwischen erwachsene Männer geworden sind, hat sie weiterhin Kontakt. Und vier von ihnen begleitet sie nun als Mentorin im Rahmen des gemeinsamen Mentoring-Projekts der Bürgerstiftung, der Stadt und des Freundeskreises Asyl. „Individualisierte Begleitung ist sehr wichtig“, erzählt sie, „einer lernt sehr schnell Deutsch, andere finden mit ihrer Hilfe rasch einen Job oder eine Wohnung“. Unterstützung ist oft bei Behördenbriefen angesagt, deren Formulierungen auch deutschen Muttersprachlern zu schaffen machen können. Wenn einer ihrer „Jungs“ Hilfe benötigt, treffen sie sich – aktuell in Coronazeiten – mit Maske und Abstand auf ihrer Terrasse und besprechen, was zu tun ist. Beim Umgang mit Behörden ist Sonja Neubrand ausdauernd. Alle zehn Afghanen haben mit ihrer Hilfe Asyl- und Klageverfahren erfolgreich durchgestanden und inzwischen über Ausbildungs- oder Beschäftigungsduldung, Anerkennung der Flüchtlingseigenschaft oder ein Abschiebeverbot einen Aufenthaltsstatus. Inzwischen stehen andere Themen im Mittelpunkt: Familiengründung, Heirat und Wohnungssuche. Die Männer sind angekommen.

Helga und Willi Fritz sprechen über ihre Erfahrungen mit der Integration

Rechten und Neonazis keinen Raum bieten“

Seit über vier Jahren organisieren Helga und Willi Fritz mit einem Mitarbeiterteam das Café International in Ruit. Zweimal im Monat treffen sich mittwochnachmittags Neu- und Altbürger in den Räumen des Christusbundes in der Hummelbergstraße. Das Ehepaar Fritz unterstützt neben dem Café auch eine ganze Reihe von Geflüchteten, darunter zahlreiche Männer aus Afghanistan. Helga Fritz unterrichtet zudem geflüchtete Frauen in einem Kommunikationskurs. Ulla Zitzler sprach mit ihnen über ihre Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit.

? Was gab den Ausschlag, ein solches Café anzubieten?

Beim Deutschunterricht in der Unterkunft in der Brunnwiesenstraße entstand die Idee, Sprache in einem schöneren Umfeld zu vermitteln sowie Kaffee und Kuchen anzubieten. So kamen wir auf die Hummelbergstraße.

? Welche Menschen kommen vor allem?

Anfangs kamen nur junge Männer aus aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, aus Nigeria, Togo, Gambia oder auch mal ein Chinese. Als die unmittelbar benachbarte Schillerschule als Unterkunft diente, waren oft über 100 Gäste im Café International. Inzwischen kommen einige Familien mit Kindern, darunter türkische Familien und weniger junge Männer. Und es gibt eine ganze Reihe von Stammgästen.

? Welche Themen beschäftigen die Besucher?

Da geht es um Bleibemöglichkeiten in Deutschland, um die Anerkennung als Flüchtling, um Ausbildung, Arbeit sowie um die Wohnungssuche. Anfangs suchten viele Hilfe bei gesundheitlichen Problemen – und sie erwarteten von uns die Unterstützung von Sozialarbeitern.

? Was hat sich in den letzten vier Jahren verändert?

Die Besucherzahl ist zurückgegangen, etwa auf den Stand beim Start des Cafés. Es kommen jetzt 30 bis 40 Gäste. Und es geht jetzt vermehrt um die Themen Arbeit, Schule und Wohnung.

? Längst hat sich das Café International zu einer Institution entwickelt und „Ableger“ in anderen Stadtteilen Ostfilderns bekommen. Bis zur Schließung der Unterkunft gab es auch ein solches Angebot in Scharnhausen, das Otto-Hahn-Gymnasium hat über ein Schuljahr das Café Vielfalt angeboten, seit August 2016 gibt es das Café Syria und seit März 2017 das Café International in Nellingen. Wie seht Ihr den Bedarf für solche Treffpunkte in der Zukunft?

Das wird sich zeigen. Der Bedarf zu kommunizieren und sich zu begegnen ist vorhanden. Falls es weniger Nachfrage gibt, werden wir das Café in größeren zeitlichen Abständen anbieten.

? Wie viele Menschen betreut Ihr? Wo stehen diese?

Ursprünglich haben wir elf Männer aus Afghanistan betreut, inzwischen sind es noch sechs oder sieben; vier davon sind anerkannt. Wir haben die Männer durch die Unterkünfte begleitet: von der Schillerschule in die Daimlerstraße bis nach Kemnat.

Und wir haben es leider immer wieder erlebt, dass Geflüchtete plötzlich – ohne vorherige Information – in andere Unterkünfte oder in andere Gemeinden verlegt wurden.

? Was sind Eure Erfahrungen mit der Integration?

Der Anfang war einfach. Jetzt wird es mitunter richtig schwierig. Manche bräuchten nun unterschiedliche Helfer; andere kommen mit den Freiheiten hierzulande nicht zurecht, da ihnen die familiäre Anbindung fehlt.

Und wir als Ehrenamtliche ziehen viel Kraft aus dem christlichen Glauben, der uns und unser Engagement trägt.

? Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft?

Wir werden versuchen, die Kontakte zu halten. Wir wünschen uns, dass es – auch bei den Behörden – mit der Integration besser funktionieren wird. Und wir

Sabine und Ingo Schmithuisen

„Geschichte erkläre ich gerne am Beispiel von Schlägereien auf dem Schulhof“, erzählt die Mentorin Sabine Schmithuisen (50). Seit 2016 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann Ingo (49) im Mentoring-Programm aktiv. Bereits als 13-Jährige hatte sie begonnen, Nachhilfe zu geben, zunächst in Englisch, dann in Mathe und weiteren Fächern. „Mir sind die Leute immer zugelaufen“. Ähnlich läuft es auch beim Mentoring-Programm*) der Bürgerstiftung, der Stadt und des Freundeskreises Asyl Ostfildern. Seit die Schmithuisens sich auf eine Suchanzeige in der Stadtrundschau gemeldet haben, haben rund 20 Geflüchtete mit ihrer Unterstützung ihren Weg in die Gesellschaft gefunden. Darunter ist ein KFZ-Mechatroniker aus dem Irak, ein Augenoptiker aus Afghanistan, drei Absolventinnen einer Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Ernährung sowie für Gesundheit und Pflege aus Syrien, zum Teil ganze syrische Familien und aktuell drei Schülerinnen im Alter von 14 bis 20 Jahren aus Syrien. Zwei von ihnen besuchen ein Gymnasium, die dritte möchte im kommenden Schuljahr ins Gymnasium wechseln. Einige der Schülerinnen haben im Rahmen des Laptop-Projekts des Freundeskreises Asyl eigene Rechner erhalten.
Zu Beginn war es ein wenig chaotisch, erzählen die beiden Elektrotechnikingenieure. Bis zu sieben Personen mit Deutschkenntnissen von A1 bis B1 wollten gleichzeitig lernen. Das konnte nicht funktionieren. So trennten sie die Gruppen und machten Stundenpläne, um allen gerecht werden zu können. Inzwischen haben die Schmithuisens einen eigenen Raum in ihrer Wohnung für die Mentees eingerichtet. Die Konzentration sei besser als beim Unterricht zuhause bei den Familien. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 arbeiten sie nur über Skype; sie können Dokumente auf dem Bildschirm teilen und mit einem Grafiktablett Notizen machen. „Dies läuft sehr gut“, berichten sie. Allerdings sei seit Corona der Zeitaufwand für das Home-Schooling größer geworden. Da könne es dann auch mal heftig werden, meint Sabine Schmithuisen. Und mitunter geht es auch um die Bewältigung des Alltags oder um die Begleitung in Lebensfragen. Sie unterrichtet derzeit vier bis fünf Mal wöchentlich von 14 bis 17 Uhr. Ihr Mann ist dann nach seinem Arbeitstag von 18 bis 20 Uhr aktiv und hilft seiner Schülerin in Mathe und Wirtschaft. Es gab aber auch Zeiten, in denen sie täglich von 14 bis 20 Uhr und er von 16 bis 20 Uhr tätig war, um acht Mentees betreuen zu können.
Ihre Mentees seien „superneugierig, motiviert und mitunter sehr ehrgeizig“, erzählen die Schmithuisens. Da seien auch schon mal Tränen geflossen, als es „nur“ eine Zwei in Mathe war.
„Es macht auch viel Freude“, ergänzt Ingo Schmithuisen, „diese Menschen zu kennen, ist eine wunderschöne Erfahrung“.

Mehr dazu unter https://fkasyl-ostfildern.de/mentoring-projekt/

Andrea Körfer-Naujoks

Andrea Körfer-Naujoks gehört zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises Asyl. Als sie 2014 erfuhr, dass auch in Ostfildern Flüchtlinge untergebracht werden, war ihr sofort klar, dass sie sich engagieren möchte: „Kein Mensch verlässt leichtfertig seine Familie, seine Freunde, seine Heimat. Wer alles hinter sich lässt, um sich vor kriegerischen Auseinandersetzungen, politischer Verfolgung, staatlicher Willkür, marodierenden Banden und bitterster Armut zu retten, verdient unseren Respekt und unsere Unterstützung.“ Ihre Motivation: „In meiner Stadt möchte ich keine fremdenfeindlichen Parolen hören, sondern das Miteinander einer offenen Gesellschaft erleben.“
Zwei Jahre war Andrea Körfer-Naujoks im Vorstand des Freundeskreises für die interne Kommunikation zuständig. Außerdem gab sie regelmäßig ehrenamtlichen Deutschunterricht in der Unterkunft Brunnwiesenstraße und unterstützte Flüchtlinge im Alltag. Als Nachfolgerin von Dr. Gertrud Binder, die seit vier Jahren die Sprachgruppe geleitet und diese Aufgabe aus Altersgründen abgegeben hat, ist sie seit April 2018 als Sprachkoordinatorin tätig. Auch hauptberuflich ist die Integration ihr Arbeitsfeld, Andrea Körfer-Naujoks arbeitet als pädagogische Mitarbeiterin an der VHS Ostfildern und unterrichtet dort auch in Integrationskursen. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In ihrer Freizeit spielt sie bei den Kulissenschiebern Theater.
Kontakt: a.k-n@outlook.com

Gabriele Zeitler

„Ein großer Beweggrund für meine Mitarbeit im Freundeskreis Asyl ist es, ein Statement zu setzen und zu zeigen, dass unsere Gesellschaft nicht ausländerfeindlich ist und Flüchtlinge hier willkommen sind.“ Im Januar 2016 kam Gabriele Zeitler zunächst als Sprachhelferin zum Freundeskreis Asyl, bevor Sie im Juli 2016 die Gesamtkoordination für die Gemeinschaftsunterkunft Schillerschule in Ruit übernommen hat. Sie kümmert sich um die Organisation und darum, dass der Informationsfluss zwischen Helfern, der Stadt Ostfildern und den rund 100 Bewohnern bestmöglich funktioniert. Ein besonderes Augenmerk legt Zeitler bei ihrer Arbeit auch auf die 26 Flüchtlinge unter 21 Jahren, denen sie allen einen Platz in einer VABO-Klasse (Vorbereitungsjahr für Arbeit und Beruf) vermitteln konnte. Von den Männern wird sie gerne „Tante“ genannt, denn für viele ist sie eine wichtige Vetrauensperson, Streitschlichterin und „Ersatz- Mama“, die für die Nöte und Sorgen der Männer ein offenes Ohr hat. In ihrer Freizeit lernt die 53-jährige Sekretärin und 2-fache Mutter erwachsener Kinder selbst arabisch und ist Mitglied im deutsch-arabischen Kulturzirkel Hiwar in Stuttgart. „Die ehrenamtliche Arbeit mit und für die Flüchtlinge bereitet mir sehr viel Freude. Wo sonst kann man so eng mit anderen Kulturen zusammen kommen?“
Kontakt: gbzeitler@aol.com

Andrea Koch-Widmann

Es war die Katastrophe am 3. Oktober 2013, die Andrea Koch-Widmann aus ihrem 
Fernsehsessel trieb. An diesem Tag ertranken vor der italienischen
 Insel Lampedusa fast 400 Menschen. Das gab für sie letztlich den Anstoß,
 sich in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren. Inzwischen haben sich
 viele engagierte Bürgerinnnen und Bürger in Ostfildern gefunden, die die seit Anfang 2014 in Ostfildern lebenden Flüchtlinge unterstützen. Im April 2014 wurde der Verein Freundeskreis Asyl Ostfildern gegründet; Andrea Koch-Widmann hat den Freundeskreis zwei Jahre als Vorsitzende mit Geschick und Nachdruck geführt. Im Juli 2016 hat die lange Jahre bei der Stuttgarter Zeitung tätige Journalistin sich beruflich verändert und als Angestellte der Stadt Ostfildern die neu geschaffene Stelle für Integration übernommen. Seit 22 Jahren lebt sie in der
 Parksiedlung; sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne. Im Urlaub zieht es sie immer wieder in die
 Ferne, und manchmal auch hoch hinaus – wie etwa zum Wandern ins 
indische Tibet (Ladakh).
Kontakt: asyl.ostfildern@gmx.de

Rüdiger Bachmann

Gerne möchte Rüdiger Bachmann einen Beitrag dazu leisten, dass die Asylbewerber ein Stück Heimat, Akzeptanz und Freundschaft bei uns finden. Dazu motiviert ihn zum Einen die Aufforderung aus der Bibel, den Fremden nicht zu bedrücken, sondern zu achten. Zum Anderen möchte er ein Stück Zeit und Leben teilen, weil er selbst in seinem Leben schon viel Gutes erfahren durfte. „Es ist bereichernd und beeindruckend, welch feine Menschen unter den Asylbewerbern sind und wie sie bei allen traumatischen Erlebnissen, die sie mitbringen, ihre Gastfreundschaft leben, wenn man sie besucht“, hebt er hervor.
Rüdiger Bachmann war zwei Jahre Schatzmeister des Vereins und kümmert sich nun wieder mehr um den direkten Kontakt mit den Flüchtlingen. Er wohnt im Scharnhauser Park, ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 17 und 13 Jahren. Als Fachkrankenpfleger arbeitet er in einem Stuttgarter Krankenhaus auf der Intensivstation.
Kontakt: cr.bachmann@gmx.de

Gertrud Binder
Gertrud Binder gibt Asylbewerbern Deutschunterricht und hat von Beginn an über vier Jahre die Arbeit der Sprachlehrergruppe koordiniert. „Deutsch lesen und schreiben, vor allem sprechen und verstehen zu lernen“, sieht sie als grundlegende Voraussetzung für die Integration. Wichtig ist ihr auch das Lernen in Alltagssituationen.
Hilfreich sind ihre Erfahrungen als Lehrerin an Grund- und Hauptschulen, als Ausbilderin und stellvertretende Seminarleiterin am Lehrerseminar Nürtingen. Diese Erfahrungen vertiefte sie durch ein Studium und die Promotion an der PH Ludwigsburg sowie durch die Beschäftigung mit der Sprachentwicklung von Kindern. Die Arbeit mit Erwachsenen aus anderen Sprachräumen bietet neue Herausforderungen.
Als bereichernd empfindet sie die vielfältigen, aus der Arbeit entstehenden Kontakte zu den Flüchtlingen und den Mitstreitern im Freundeskreis. Im Ruhestand hat sie eine „erfreuliche Menge an selbstbestimmter Zeit“. Es bleibt Raum für ihre drei Kinder und sechs erwachsenen Enkel, für Freunde, für die Kirchengemeinde und für Friedensarbeit, Konzert und Theater.
Kontakt: binder.gertrud@arcor.de

Andrea Schwin-Haumesser
(Anprechpartnerin Patengruppe)

„So viele Krisenherde in der Welt, so viele Menschen, die Gewalt und Grausamkeiten erleben… Das Glück, hier in Frieden und Demokratie leben zu können, wird mitunter viel zu wenig geschätzt!“ – Andrea Schwin-Haumesser möchte dazu beitragen, Menschen zu helfen, die vor Krieg, Ungerechtigkeit und staatlicher Willkür fliehen. Sie sollen sich hier willkommen fühlen und die notwendige Unterstützung im Alltag erhalten.
Andrea Schwin-Haumesser lebt seit fast 20 Jahren in Ostfildern, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Die Stadt erlebt sie als weltoffen und ihre Vertreter und Bewohner in vielen Bereichen als sehr engagiert und diskussionsbereit. Gerne möchte sie ein Stück dieses „schön, hier zu leben“ mit an die „Neuen“ vermitteln. Als Koordinatorin der Patengruppe sorgt sie dafür, dass die anerkannten Flüchtlinge bei der Suche nach Wohnungen, Ausbildungsstellen, Schulen, Jobs oder Studienplätzen ausreichend Unterstützung bekommen.
Sie arbeitet als gesetzliche Betreuerin beim Verein für Betreuungen e.V. in Esslingen. Dort unterstützt sie Menschen mit seelischen, geistigen oder körperlichen Behinderungen. In ihrer Freizeit treibt sie Sport, spielt Theater, liest Bücher und kocht gerne für Familie und Freunde.
Kontakt: schwinhaumesser@gmail.com

Wolfgang Schröder

Als Wolfgang Schröder hörte, dass Flüchtlinge nach Ostfildern kommen, war ihm klar, dass er helfen würde. Zwei Gründe haben ihn dazu bewogen. Zum Einen hat er während eines elfjährigen Aufenthalts in Indonesien „selbst erfahren, was es bedeutet ein Fremder zu sein“; er unterichtete dort Elektrotechnik und kümmerte sich gemeinsam mit seiner Familie um Obdachlose. Dort hat er auch gelernt, dass der Umgang mit Menschen aus einem anderen kulturellen Hintergrund eine Herausforderung ist – es aber sehr lohnend und bereichernd ist, sich darauf einzulassen! Zum Anderen möchte er „ein wenig von dem vielen Guten, das ich in meinem Leben erfahren habe, weitergeben – vor allem auch an Zeit“, betonte Wolfgang Schröder, der die Gruppe Alltagsbegleitung leitete. Leider musste aus gesundheitlichen Gründen diese Aufgabe niederlegen.
Am 15. Januar 2017 ist Wolfgang Schröder nach geduldig ertragener Krankheit verstorben. Die ihn kannten, schätzten ihn als einen sehr herzlichen und zugleich besonnenen, Ruhe ausstrahlenden Menschen. Für viele war er Vorbild im Umgang mit den Geflüchteten.

Marita Berenz

Marita Berenz hat schon in den 1990er Jahren Kindern, die mit ihren Familien aus Russland zugewandert waren, Deutschunterricht gegeben. Heute unterrichtet sie nun junge Männer aus Syrien, Pakistan und Gambia in der deutschen Sprache und hilft ihnen bei der Lösung vieler praktischer Probleme. Das von ihr Ende 2014 initiierte Kulturfest war ein großer Erfolg, insbesondere, weil es als ein Fest des gegenseitigen Gebens und Nehmens“ gestaltet war. „Ich helfe auch deshalb gern, weil mir selbst in meinem Leben viel Gutes widerfahren ist“, betont sie. Zudem habe sie „eine Menge sympathischer Menschen kennengelernt, sowohl unter den Flüchtlingen als auch unter den Unterstützern im Freundeskreis“.

Dr. Naima Takatert

Aufgewachsen ist sie in Casablanca und der dort erlebte respektvolle Umgang arabischer, französischer, portugiesischer und spanischer Familien untereinander hat sie geprägt. „Ich habe früh verstanden, dass das Leben in Vielfalt möglich ist“, sagt Naima Takatert. Die promovierte Ökologin und Projektmanagerin hat in Frankreich studiert und lebt seit 1998 in Deutschland. Schon während des Studiums hat sie arabischen Kindern Nachhilfe und Frauen Alphabetisierungskurse gegeben. Neben Deutsch spricht die verheiratete Mutter zweier Buben (15 und 8 Jahre) Französisch, Englisch und Arabisch.
Zurzeit ist sie Patin einer syrischen Familie mit drei Kindern, unterstützt weitere syrische Familien und hilft den algerischen Asylbewerbern bei Behörden- und Arztbesuchen. Zudem dolmetscht sie für Asylbewerber beim sozialen Dienst der Stadt Ostfildern.
„Menschen fliehen vor Kriegen, totalitären Regimen und Armut. Ihnen möchte ich mit der Arbeit für den Freundeskreis Asyl wieder Hoffnung geben“, begründet sie ihr Engagement und ergänzt: „Flüchtlinge brauchen Hoffnung auf Sicherheit und Frieden sowie das Beste, was ich selber erlebt habe: Menschen, die einem Fremden Willkommen sagen und mit ihm ein Lächeln teilen.“