LernRäume für Kinder

Als Glücksfall darf man es bezeichnen, dass Karlheinz Pfister (53) als Bundesfreiwilliger bei der Stadt Ostfildern angeheuert hat. Am 12. Juli hat er seine Tätigkeit beim Sozialen Dienst der Stadt aufgenommen. Zuvor war er mehr als 20 Jahre im Bereich Finance-/Controlling der Daimler AG aktiv. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen des Freundeskreises Asyl möchte er im Rahmen des Projekts „LernRäume“  die Betreuung der Kinder aus geflüchteten Familien weiter verbessern. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren, insgesamt derzeit 76. Dazu werden in den Unterkünften in der Hagäckerstraße in Kemnat und in der Maybachstraße in Nellingen die Besprechungsräume des Freundeskreises als "LernRäume" eingerichtet und zusätzlich ein Arbeitsraum für Hausaufgaben und zum Lernen zur Verfügung gestellt. Die bestehenden - an beiden Standorten sehr aktiven - Netzwerke von Ehrenamtlichen in Sachen Hausaufgabenbetreuung werden eingebunden und die Erfahrungen berücksichtigt. Für die erforderlichen WLAN-Anschlüsse sorgt die Stadt. Doch es geht nicht nur ums Lernen und Arbeiten; die Kinder sollen auch Freude haben. So plant Pfister Ausflüge in den Nymphea Park, nach Hohenheim, ins Bauernhofmuseum nach Beuren, in die Wilhelma und auf den Fernsehturm. Wer Interesse hat, die Ausflüge zu begleiten, beim Lernen zu unterstützen oder einfach Fragen zum Projekt hat, meldet sich bei Karlheinz Pfister unter bufdi.sozialerdienst@ostfildern.de sowie 0151 15686349.


Berufliche Beratung

Eine Berufsausbildung oder eine qualifizierte Berufstätigkeit erleichtert die Integration und kann auch Bleibechancen verbessern. Um die Beratung Geflüchteter in Ostfildern zu beruflichen Fragen kümmert sich seit kurzem Ralf Holzner, seit Ende Juni 2021 neuer Beisitzer im Vorstand des Freundeskreises Asyl Ostfildern. Einzelberatungen finden in der Regel telefonisch oder per Videokonferenz in mehreren Schritten statt. Die Beratungen sind als Hilfestellungen gedacht, die für die jeweilige Person geeignete Ausbildung oder Arbeit zu finden. Es handelt sich nicht um eine Vermittlung von Ausbildungs- und Arbeitsstellen. Damit gibt es neben den offiziellen Ansprechstellen oder auch Projekten wie dem Ikeros-Jugendbüro in Ostfildern, tempo plus oder dem Ausbildungscampus Stuttgart, mit dem der Freundeskreis Asyl kooperiert, eine weitere Beratungsmöglichkeit.
Der gebürtige Stuttgarter Ralf Holzner (Jahrgang 1963) bringt für diese Aufgabe viel Erfahrung mit. Nach Ausbildungen als Mechaniker und Maschinenbautechniker hat er die Ausbildereignungsprüfung und bei der IHK die Ausbildung zum Technischen Betriebswirt absolviert. Von 1997 bis 2020 war er neben seiner beruflichen Tätigkeit als Industrial Engineer und Technischer Einkäufer als nebenberuflicher Ausbilder tätig. Seit 1997 ist er Mitglied in verschiedenen Prüfungsausschüssen der IHK Region Stuttgart. Seit August 2020 Ausbildungsbegleiter der Initiative VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) beim Senior Experten Service (SES) und seit März 2021 Mitglied beim Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge, einer Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.

Ralf Holzner, Beisitzer - Berufliche Beratung im Freundeskreis Asyl Ostfildern e. V.
E-Mail: fkao.berufliche.beratung@posteo.de


Fast wie Mutter und Sohn

Anzu (rechts) aus Gambia stand im Jahr 2015 plötzlich vor Uli Sibolds Haus in Ruit. Seither hat sie ihn und 25 weitere junge Männer aus Gambia, die in der Brunnwiesenstraße in Ruit lebten, in der deutschen Sprache unterrichtet und sie unterstützt, Ausbildungsstellen und Arbeit zu finden. Zeitweise hatte Uli Sibold bis zu zehn Mentees; von denen alle gut integriert sind. Einer ist auf eigenen Wunsch mit ihrer Hilfe nach Gambia zurückgekehrt. Anzu, inzwischen 23, absolviert eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer im Augustinum in Sillenbuch. "Wir sind fast wie Mutter und Sohn", sagt Uli Sibold über ihren aktuellen Mentee. Das von der Bürgerstiftung, der Stadt und dem Freundeskreis Asyl Ostfildern getragene Mentoring-Projekt ist zentral für die Integration in Ostfildern. Mehr unter https://fkasyl-ostfildern.de/mentoring-projekt/


Gut betreut von Mentor und Chef

Gut betreut ist Mebratom M. (25) aus Eritrea, der seit ein paar Wochen in der Reitanlage Stockhausen arbeitet, hier mit seinem Mentor Thomas Hüsson-Berenz (links) und Betriebsleiter Kurt Strobel (rechts). Das Ausmisten der Ställe und Füttern der Pferde erledigt der junge Mann sorgfältig. Und bei Fragen stehen sein Mentor und sein Chef zur Verfügung. Im Rahmen des vom Freundeskreis Asyl, der Bürgerstiftung und der Stadt Ostfildern gemeinsam getragenen Mentoring-Projekts wurden und werden zahlreiche geflüchtete Menschen bei ihrer Integration unterstützt. Wer sich als Mentorin oder Mentor engagieren möchte - ob bei der Betreuung von Kindern oder Erwachsenen, beim Verbessern der Deutschkenntnisse, der Vorbereitung auf Prüfungen oder bei der Unterstützung bei der Wohnungssuche, ist herzlich willkommen. Ansprechpartnerin ist Daad Lorenz unter mentoring.buergerstiftung@outlook.de oder 0178 8255337.


Fünf Jahre Mentoring und digitaler Aktionstag

Geflüchtete Menschen aus Syrien, Afghanistan, Gambia, Eritrea, Pakistan, der Türkei, China und weiteren Ländern leben in Ostfildern, gehen zur Schule, sind in Ausbildung oder haben diese bereits abgeschlossen, studieren oder arbeiten. Dazu hat Ostfilderns wichtigstes Projekt für die Integration maßgeblich beigetragen. Das von der Bürgerstiftung, der Stadt und dem Freundeskreis Asyl Ostfildern getragene Mentoring-Projekt läuft seit nun fünf Jahren erfolgreich. Seit Mai 2016 unterstützen Mentorinnen und Mentoren Geflüchtete – ob beim Deutschlernen, bei der Alltagsbegleitung, in der Schule, bei der Ausbildung, dem Berufseinstieg oder bei der Begleitung ganzer Familien. Um eine gewisse Verbindlichkeit herzustellen, schließen Mentor*innen und Mentees Vereinbarungen ab. Weit über 500 Vereinbarungen sind seither geschlossen worden; über 100 davon sind aktiv.  Längst ist durch das Mentoring-Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Asyl ein Netzwerk über alle Stadtteile Ostfilderns entstanden; in vielen Fällen haben sich daraus Freundschaften entwickelt. Nachdem die Koordination zunächst auf Honorarbasis über das Programm „Menschen stärken Menschen“ unter des Bundesfamilienministeriums lief, steht seit Mai 2019 durch einen Zuschuss der Stadt Ostfildern eine 40-Prozent-Stelle zur Verfügung.

 

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit verändert. So konnte vieles nur noch telefonisch, per mail oder auf digitalen Plattformen laufen. Einige Mentorinnen und Mentoren zogen sich zurück oder pflegten die Kontakte lieber aus der Distanz; so gibt es unter anderem Deutschunterricht per Whatsapp und Nachhilfe per skype und zoom, um keine Lücke beim Lernen entstehen zu lassen. Wo es anfangs mehr um Soforthilfe in allen Lebensbereichen ging, sind heute Mentor*innen überwiegend bei Hausaufgabenhilfe für Schüler an Grund- und Sekundarschulen gefragt oder als Unterstützung bei den Vorbereitungen auf Prüfungen der Abschlussklassen. Wichtig ist vielen Geflüchteten inzwischen auch, die Kontakte zu Einheimischen zu intensivieren. Und auch Geflüchtete selbst übernehmen als Mentoren Verantwortung für andere.

Am 1. Juni gibt es einen bundesweiten digitalen Aktionstag im Rahmen des Programms "Menschen stärken Menschen" des Bundesfamilienministeriums. Bundesweit sind 25 Organisationen beteiligt. An über 900 Standorten sind mehr als 140.000 Patenschaften entstanden - eine Erfolgsgeschichte für aktive Teilhabe und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Bei dem Aktionstag geht es auch um die Frage, wie die beteiligten Organisationen und Engagierten die Pandemie erleben. Mehr dazu unter https://msm-chancenpatenschaften.de/,  bei Instagram MENSCHENSTAERKENMENSCHEN und facebook MENSCHEN STÄRKEN MENSCHEN.


Geflüchteter unterstützt andere Menschen

Der Freundeskreis Asyl Ostfildern e.V. konnte ein neues Mitglied willkommen heißen: Mohammad Alkhader kam im Frühjahr 2021 von sich aus auf den Freundeskreis zu mit der Idee, andere geflüchtete Menschen beispielsweise als Mentor zu unterstützen. Ursula Zitzler, die Vorsitzende des Freundeskreises, findet das vorbildlich und würde sich freuen, wenn auch weitere Menschen seinem Beispiel folgen würden. Der 25-Jährige lebt seit gut fünf Jahren in Deutschland. In seiner Heimatstadt Damaskus hatte er nach dem Abitur zwei Jahre an der Pädagogischen Hochschule studiert mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Nach der Flucht kam er über Mannheim direkt nach Denkendorf, wo er in einer Wohngemeinschaft mit einem Deutschen und einem Iraner lebt. Er hat rasch Deutsch gelernt und bald eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik erfolgreich absolviert. Inzwischen arbeitet er bei der Fröschle + Mäntele GmbH in Ostfildern-Nellingen, die sich auf Kühlanlagenbau und Klimatechnik spezialisiert hat. Die Arbeit macht dem jungen Mann mit der optimistischen Ausstrahlung Freude. Mohammad Alkhader ist sportlich, er geht gerne ins Sportstudio; Fußball und Joggen machen ihm Freude. Wenn er Zeit hat, liest er gerne – auch in deutscher Sprache. Und er ist handwerklich geschickt. Anderen geflüchteten Menschen hat er schon bei der Wohnungssuche geholfen, Möbel besorgt oder Termine bei Ämtern vereinbart. Und als neue Aufgabe wird er als Mentor im Rahmen des gemeinsamen Projekts der Stadt, der Bürgerstiftung und des Freundeskreises Asyl Ostfildern eine syrische Familie mit drei Kindern beim Integrationsprozess unterstützen.


Ostfilderner Mentoring-Projekt auf YouTube

Daad Lorenz koordiniert das Ostfilderner Mentoring-Projekt für und mit geflüchteten Menschen. Im Rahmen des Kemnater Nachmittagstreffs der Evangelischen Kirchengemeinde Kemnat hat sie am 5. Mai über sich und ihre Arbeit für das von der Bürgerstiftung, der Stadt und dem Freundeskreis Asyl Ostfildern getragene Projekt berichtet. Der Vortrag ist über YouTube abrufbar: https://youtu.be/PDJREDYA9Po . Weitere Infosrmationen unter  https://fkasyl-ostfildern.de/mentoring-projekt/. Weiterhin werden Engagierte gesucht, die im Rahmen von Patenschaften Geflüchtete begleiten und unterstützen. Wer es sich vorstellen kann, Menschen bei der Integration zu unterstützen und ein Stück des Weges zu begleiten, kann sich gerne bei Daad Lorenz melden unter mentoring.buergerstiftung@outlook.de bzw. 0178 8255337.


Positive Resonanz auf Aktion gegen Rassismus

Zahlreiche positive Reaktionen gab es am 27. März auf die Flashmob-/Plakataktion des Freundeskreises Asyl gegen Rassismus. Mit jeweils fünf Plakaten standen Mitwirkende des Freundeskreises in den Stadtteilen Ruit und Scharnhauser Park am Straßenrand. "Würden Sie jemanden diskrimiieren? Wenn Nein, dann winken Sie mal! Und Rassismus geht in Ostfildern gar nicht - oder?" waren einige der Botschaften auf den Plakaten. Zahlreiche Autofahrer*innen signalisierten Zustimmung, winkten und hupten. Allerdings kursierten in sozialen Medien später auch Falschmeldungen, in denen von "hunderten Demonstranten" und "Verkehrstörungen"  die Rede war. Das ist natürlich blanker Unsinn.

Ein Eindruck von der friedlichen Aktion ist zu sehen unter https://c.web.de/@271594939261913522/9L15-eolTDieIoM-tMJiBQ


Humane Migrationspolitik ist möglich!

Kaum ein anderes Thema hat die europäische Politik in den letzten Jahren so beeinflusst wie die Debatte um Geflüchtete, Asyl und Migration. Gerald Knaus, Migrationsexperte und Vordenker des EU-Türkei-Abkommens, kennt die Thematik von allen Seiten – als Forscher, Berater und Gesprächspartner von Geflüchteten bis zu Politikern. Am 19. März um 19 Uhr spricht  Knaus über sein neues Buch "Welche Grenzen brauchen wir? Eine humane Migrationspolitik ist möglich!". Im Anschluss an den Impulsvortrag geht Gerald Knaus in einer von Ursula Zitzler, der Vorsitzenden des Freundeskreis Asyl Ostfildern, moderierten Runde auf Fragen ein. Die Teilnahme an der Online-Veranstaltung der Volkshochschule in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Integration der Stadt im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15. bis 28. März ist kostenfrei. Anmeldungen sind möglich unter https://vhs-ostfildern.de/Veranstaltung


Seit fünf Jahren als Mentoren aktiv

„Geschichte erkläre ich gerne am Beispiel von Schlägereien auf dem Schulhof“, erzählt die Mentorin Sabine Schmithuisen. Seit 2016 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann Ingo im Mentoring-Programm in Ostfldern aktiv. Bereits als 13-Jährige hatte sie begonnen, Nachhilfe zu geben, zunächst in Englisch, dann in Mathe und weiteren Fächern. „Mir sind die Leute immer zugelaufen“. Ähnlich läuft es auch beim Mentoring-Projekt der Bürgerstiftung, der Stadt und des Freundeskreises Asyl Ostfildern. Seit die Schmithuisens sich auf eine Suchanzeige in der Stadtrundschau gemeldet haben, haben rund 20 Geflüchtete mit ihrer Unterstützung ihren Weg in die Gesellschaft gefunden. Darunter ist ein KFZ-Mechatroniker aus dem Irak, ein Augenoptiker aus Afghanistan, drei Absolventinnen einer Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Ernährung sowie für Gesundheit und Pflege aus Syrien, zum Teil ganze syrische Familien und aktuell drei Schülerinnen im Alter von 14 bis 20 Jahren aus Syrien. Zwei von ihnen besuchen ein Gymnasium, die dritte möchte im kommenden Schuljahr ins Gymnasium wechseln. Mehr unter Portraits und in der Pressemitteilung